Zahlreiche Hinweise wegen Kampagne Späte Suche nach NS-Verbrechern

München · Ein Verdächtiger soll an einem Massaker der Waffen-SS in Frankreich beteiligt gewesen sein, eine Frau soll in Auschwitz als KZ-Aufseherin gearbeitet haben: Eine Plakatkampagne lieferte Nazi-Jägern in den vergangenen Monaten Hinweise auf vier mutmaßliche NS-Verbrecher.

Plakataktion des Simon Wiesenthal Center:  Suche nach NS-Verbrechern
Foto: afp, CHRISTOF STACHE

Dank Hinweisen aus der Bevölkerung sind Nazi-Jäger mindestens vier mutmaßlichen NS-Verbrechern auf die Spur gekommen. Darunter ist eine Frau, die KZ-Aufseherin im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau gewesen sein soll. Dieser und ein weiterer Fall liegen jetzt bei der Zentralstelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg, wie der Direktor der israelischen Abteilung des Simon-Wiesenthal-Zentrums, Efraim Zuroff, am Montag in München sagte. Weitere zwei Fälle habe man an die Staatsanwaltschaften in Berlin und Nordrhein-Westfalen übergeben.

Bei einem dieser beiden Fälle handelt es sich um einen Mann, der im KZ in Dachau bei München eingesetzt gewesen sein soll. Ein weiterer der vier mutmaßlichen NS-Verbrecher soll an dem Massaker von Oradour beteiligt gewesen sein: Am 10. Juni 1944 hatte das SS-Panzerregiment "Der Führer" innerhalb weniger Stunden den kleinen Ort Oradour-sur-Glane in Zentralfrankreich ausgelöscht. 642 Dorfbewohner wurden ermordet, darunter 207 Kinder.

Nähere Angaben zu den vier Verdächtigen wollte Zuroff auf Nachfrage nicht machen. Er sagte aber, alle vier seien heute Mitte bis Ende achtzig Jahre alt.

Die Hinweise waren nach dem Start einer Plakatkampagne des Zentrums zur Suche nach den letzten noch lebenden NS-Verbrechern eingegangen. Insgesamt sei man 285 Hinweisen zu insgesamt 110 Verdächtigen nachgegangen, sagte Zuroff. Diese lebten heute in 17 Ländern, die meisten davon - nämlich mehr als 80 - in Deutschland.

Die Recherchen hätten dann ergeben, dass einige der Verdächtigen schon gestorben seien. Oftmals hätten zudem entscheidende Beweise für eine juristische Weiterverfolgung gefehlt, heiß es. Einige Untersuchungen seien aber auch noch nicht vollständig abgeschlossen.

Die Plakatkampagne unter dem Motto "Spät. Aber nicht zu spät!" soll nach dem Erfolg in Berlin, Hamburg und Köln nun in acht Städten weitergehen. In Leipzig, München, Magdeburg, Rostock, Stuttgart, Dresden, Nürnberg und Frankfurt sollen 2500 Plakate geklebt werden.

(dpa)
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