Häufige Übergriffe auf Beamte Polizei diskutiert Einsatz von Elektroschockern

Düsseldorf · Die beunruhigenden Zahlen von Übergriffen auf Polizisten in Nordrhein-Westfalen und die Bilder aus Hamburg zeigen Wirkung: Bei der Polizei ist die Diskussion über den Einsatz von umstrittenen Elektroschockern, sogenannten Tasern, wieder voll entbrannt.

 Mit dem sogenannten Taser werden Metalldrähte abgeschossen, die Elektroschocks auf potentielle Gegner übertragen und die Angreifer lähmen.

Mit dem sogenannten Taser werden Metalldrähte abgeschossen, die Elektroschocks auf potentielle Gegner übertragen und die Angreifer lähmen.

Foto: dpa, Rainer Jensen

Vor vier Jahren hatte die größte Polizeigewerkschaft, die GdP, ihren Einsatz noch abgelehnt. Doch nun sei das Thema wieder auf der Tagesordnung, berichtet ein Gewerkschaftssprecher am Dienstag in Düsseldorf. Im April werde der Landesdelegiertentag erneut beraten, ob die Taser nicht doch eine Sicherheitslücke schließen könnten. Die konkurrierende Deutsche Polizeigewerkschaft hatte die Ausrüstung mit Tasern schon vor Jahren gefordert.

Bislang verfügen nur die Spezialeinheiten in NRW und einigen anderen Bundesländern über die Elektroschock-Pistolen. Die Geräte schießen Metalldrähte mit Widerhaken auf den Gegner. Die Elektroden lähmen mit einem 50.000-Volt-Stromstoß die Muskulatur des Getroffenen - der fällt kampfunfähig zu Boden.

Doch für herzkranke und unter Drogen stehende Menschen kann ein solcher Schuss tödlich sein. In den USA soll es Hunderte Todesfälle bei Taser-Einsätzen gegeben haben. Auch in Kanada waren die Geräte nach einer Reihe von 18 tödlichen Vorfällen in die Kritik geraten.

"Nirgendwo im Wachdienst in Deutschland gibt es diese Geräte", sagt ein Sprecher des NRW-Innenministeriums am Dienstag. Man sehe dafür auch keinen Grund. Der Schulungsaufwand vor ihrem Einsatz sei hoch und es seien Fälle bekannt, in denen der Taser dennoch keine Wirkung gezeigt habe. "Bei entsprechend dicker Bekleidung können sie versagen." Auch die Spezialeinheiten setzten die Geräte nicht sehr häufig ein.

Außerdem seien die Beamten gerade erst nachgerüstet worden: Mit ihren neuen, ausziehbaren Mehrzweckstöcken könnten Angreifer auch auf Distanz gehalten werden. Zudem haben die Beamten neben der Dienstpistole noch Pfefferspray.

GdP-Sprecher Stephan Hegger weist auch auf ganz praktische Probleme hin: "An der Hüfte der Beamten ist bald kein Platz mehr. Was sollen die Kollegen noch alles mitschleppen? Ein Polizist ist schließlich kein Hightech-Krieger."

(lnw)
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