Ermittlungen gegen Terrorzelle NSU Polizei durchsucht mehrere Wohnungen
Berlin · Der Untersuchungsausschuss des Bundestages zur Mordserie der rechtsextremen Zwickauer Zelle hat am Donnerstag mit seiner Beweisaufnahme zu den Taten begonnen. Medienberichten zufolge werden indes Wohnungen durchsucht. Die Razzien laufen in Sachsen, Thüringen und Hessen.
Vor Gericht geht indes die Beweisaufnahme weiter. Vernommen werden sollen zunächst führende Vertreter der polizeilichen Sonderkommission "Bosporus", die bei ihren Ermittlungen zu den Taten seinerzeit nicht von einem rechtsextremen Hintergrund der Taten ausgegangen waren. Bei der Sitzung am Donnerstag soll die Frage erörtert werden, warum die Ermittler Hinweisen auf einen möglichen neonazistischen Hintergrund nicht nachgegangen sind.
Den Akten zufolge, die dem Untersuchungsausschuss vorliegen, hatte bereits im Jahr 2006 ein Profiler der Polizei in einem Gutachten von der Möglichkeit gesprochen, dass die damals noch unaufgeklärten Morde an Migranten auf das Konto eines rechtsextremen Einzeltäters gehen könnten. Auch die US-Bundespolizei FBI hatte in einer Expertise davon gesprochen, dass ein ausländerfeindlicher Hintergrund vorliegen könnte.
Der SPD zufolge hatte die Polizei wegen des Gutachtens des deutschen Profilers Informationen über mögliche Täter vom bayerischen Landesverfassungsschutz angefordert, aber dann monatelang nichts mehr gehört. Das sei "schon etwas merkwürdig", sagte der Ausschussvorsitzende Sebastian Edathy am Donnerstag im Bayerischen Rundfunk.
Nach Angaben der SPD war in der für die Fälle zuständige Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth zudem die Befürchtung gehegt worden, dass die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen an sich ziehen könnte, wenn einem möglichen rechtsextremen Hintergrund nachgegangen würde.
Die Ermittler hatten Auseinandersetzungen aus dem Bereich der Organisierten Kriminalität als Hintergrund vermutet. Der Zwickauer Zelle werden Morde an neuen Migranten und einer Polizistin zur Last gelegt.