Neue Erkenntnisse Polizei: Mord von Heilbronn aufgeklärt

Stuttgart (RPO). Der Mord an einer 2007 in Heilbronn erschossenen Polizistin ist vermutlich aufgeklärt. Die gefundenen Dienstwaffen seien eindeutig der ermordeten Polizistin und ihrem Kollegen zugeordnet worden, teilten die Staatsanwaltschaft Heilbronn und das LKA Baden-Württemberg am Mittwoch mit.

Außerdem seien bei der tatverdächtigen Gruppierung die Handschellen der getöteten Polizistin gefunden worden sowie ein Messer, das vermutlich ihrem Kollegen gehörte.

Zudem ist vermutlich auch die Tatwaffe gefunden, mit der die Polizistin in Heilbronn erschossen wurde. Die Ermittler fanden sie nach Angaben der Staatsanwaltschaft in den Trümmern des explodierten Wohnhauses, in dem die Tatverdächtigen jahrelang versteckt gelebt haben sollen. Sie entspricht demnach dem Typ, mit dem auf die Polizisten geschossen wurde. Ob es sich tatsächlich um die Tatwaffe handelt, wird derzeit überprüft. Inzwischen wurde den Angaben zufolge noch eine weitere Schusswaffe gefunden, die als zweite Tatwaffe in Betracht kommen könnte.

Der Polizistenmord Die aus Thüringen stammende Polizistin Michelle K. war am 25. April 2007 auf der Heilbronner Theresienwiese mit einem Schuss in den Kopf getötet worden. Ihr Kollege wurde durch Schüsse lebensgefährlich verletzt. Beiden wurden die Dienstwaffen entwendet.

Beate Z. Im Zentrum der Ermittlungen steht die 36-jährige Beate Z. Sie sprengte offenbar das Haus in die Luft, in dem sie über Jahre getarnt mit ihren beiden männlichen Komplizen gelebt haben soll. An diesem Mittwoch wurde sie dem Haftrichter vorgeführt. Jetzt sitzt sie in Untersuchungshaft. Gegen die 36-Jährige erging Haftbefehl wegen Verdachts der schweren Brandstiftung, wie der Leiter der Zwickauer Staatsanwaltschaft, Uwe Wiegner, am Mittwoch mitteilte.

Sie könnte der Schlüssel zu einem der spektakulärsten Kriminalfälle der vergangenen Jahre sein. Nach Überzeugung des Stuttgarter Generalstaatsanwalts Klaus Pflieger ist sie zusammen mit Uwe M. und Uwe B. für den Mord an einer Polizistin in Heilbronn verantwortlich.

Die Neo-Nazi-Verbindung Das Trio soll der militanten Neonazi-Szene angehört und jahrelang im Untergrund gelebt haben. Das behaupteten am Dienstag die Linke-Fraktionen in Sachsen und Thüringen. Das Thüringer Innenministerium bestätigte die Zugehörigkeit der drei Verdächtigen am Mittwoch. Das Trio sei in dem rechtsextremen "Thüringer Heimatschutz" aktiv gewesen, teilte das Ministerium am Mittwoch mit. 1998 seien die drei untergetaucht, nachdem in Jena ihre Bombenwerkstatt ausgehoben worden war.

Nach Beate Z. war mit einem internationalen Haftbefehl gesucht worden. Sie tarnte sich unter anderem mit Decknamen wie Mandy Struck oder Susann Dienelt. Zuletzt soll sie gemeinsam mit den beiden Männern in einem bürgerlichen Vorort von Zwickau im Kreis unbescholtener Bürger gelebt und stets pünktlich die Miete bezahlt haben.

Dann, am Freitag, dem 4. November 2011, überschlugen sich die Ereignisse.

Banküberfall in Eisenach Zwei Männer stürmen eine Sparkasse in Eisenach (Thüringen). Sie gehen brutal vor, fliehen anschließend mit einem Wohnmobil. Die Ermittler spüren das Fahrzeug mit Hilfe von Zeugenberichten auf. Es ist im Eisenacher Stadtteil Stregda geparkt. Als sich Polizisten dem Wagen nähern, hören sie Knallgeräusche. Kurz darauf brennt das Wohnmobil.

Zwei Leichen Die Polizei findet im Wagen die Leichen von Uwe M. Und Uwe B. Alles deutet daraufhin, dass sie sich erschossen haben. Zudem finden die Ermittler wichtige Indizien: die Beute aus dem Überfall in Eisenach und eines weiteren Raubzugs aus dem September. Wichtiger noch: Im Wagen liegen auch Pistolen und Revolver. Zwei davon sind Polizeiwaffen vom Typ Heckler & Koch P2000. Am Mittwoch bestätigt sich: Es sind die Waffen der in Heilbronn ermordeten Polizistin Michelle K. und ihres schwer verletzten Kollegen.

Ein Haus explodiert Kurz darauf fliegt das Haus in Zwickau (Sachsen) in die Luft. Augenscheinlich hat Beate Z. den Sprengsatz gezündet. Zeugen haben kurz vor dem Knall gesehen, wie sie das Haus verließ. Sie soll ihre Katze in Sicherheit gebracht haben. Später fanden die Ermittler in den Trümmern weitere Waffen. Vom Typ her könnten eine von ihnen angeblich die Mordwaffe sein.

Vier Tage später Offenbar wird der Druck zu groß. Beate Z. Stellt sich in Begleitung eines Anwalts der Polizei. Am Mittwoch wurde die 36-jährige Frau einem Haftrichter vorgeführt. Ob Haftbefehl erlassen wird, will die Staatsanwaltschaft am Nachmittag mitteilen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Heilbronn hat die Verdächtige von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht.

Offene Fragen Entscheidende Frage aus Sicht der Fahnder: Wie hängen die Taten zusammen? Warum erschossen sich die beiden Bankräuber? War es nur Zufall, das die getötete Polizistin wie die mutmaßlichen Täter ebenfalls aus Thüringen stammte? Was bedeuten die Spuren in die rechtsextreme Szene, die bei den drei Personen gefunden wurden? Warum konnten das Trio so lange unerkannt mitten in Deutschland leben? Und: Sind die Verdächtigen womöglich auch für einen weiteren Polizistenmord verantwortlich?

(apd/pst)
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