Fahndungspanne in Bonner Ermittlungen Polizei übersah bei Salafist Sprengstoff im Kühlfach

Bonn · Eine Fahndungspanne bei den Ermittlungen gegen die kürzlich festgenommenen Salafisten wird den Düsseldorfer Landtag beschäftigen. Spezialisten der NRW-Polizei hatten die Wohnung eines Verdächtigen im Bonner Stadtteil Tannenbusch durchsucht und dabei Sprengstoff übersehen, der im Kühlschrank gelagert war.

Der Islamist Marco G. steht unter dem Verdacht, mit drei anderen Salafisten einen Mordanschlag auf den Landesvorsitzenden der rechtsextremen Partei "Pro NRW" geplant zu haben.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) müsse den Innenausschuss über den Vorgang informieren, sagte gestern Robert Orth, Innen-Experte der FDP im Düsseldorfer Landtag. "Nicht auszudenken, was hätte passieren können", sagte der Liberale. Eine solche Panne sei nicht entschuldbar. "Kriminalistische Feinarbeit stelle ich mir anders vor", erklärte Orth. Peter Biesenbach, Innen-Experte der CDU-Fraktion, verlangte einen schriftlichen Bericht der Landesregierung zu der Panne.

Die Fahnder waren von der Justiz über die Panne informiert worden. Der Salafist, der sich derzeit in Untersuchungshaft befindet, hatte sich einer Sozialarbeiterin anvertraut. Angeblich soll er darum gebeten haben, dass seine Freundin vor dem explosiven Gemisch im Eisfach gewarnt werden soll. Tatsächlich fanden Bombenentschärfer bei einer erneuten Durchsuchung der Wohnung den Sprengstoff. In einer nahen Grünanlage wurde die Substanz gezündet. Nun sollen Bodenproben Rückschlüsse auf die Zusammensetzung der Chemikalie liefern.

Schon am Tag der Festnahme hatten die Ermittler in der Wohnung des Salafisten 616 Gramm sprengfähiges Ammoniumnitrat entdeckt. Eine ähnliche Chemikalie hatte die Polizei auch in einer blauen Tasche gefunden, mit der im Dezember 2012 ein Bombenanschlag am Bonner Hauptbahnhof versucht worden war. Ob eine Verbindung zwischen den beiden Taten besteht, ist noch unklar. Marco G. soll für den Tatzeitpunkt am Bonner Bahnhof kein Alibi haben.

Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, erklärte, Sprengstoff gebe es in vielen Erscheinungsformen. Jetzt müsse geklärt werden, wie es zu der Panne kommen konnte.

(RP/jre)
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