Nach Großeinsatz in Potsdam Polizei warnt vor weiteren Paketbomben der DHL-Erpresser

Potsdam · Mitten in der Weihnachtszeit verbreitet ein Erpresser des Paketdienstes DHL Angst und Schrecken. Zwei Pakete mit Bomben tauchten bereits auf. In Potsdam löste eine der Sendungen am Freitag einen Großeinsatz der Polizei aus. Die Behörden raten Bürgern zu Wachsamkeit.

 In dieser Packstation in Potsdam wurde die Paketbombe den Ermittlungen zufolge auf den Weg gebracht.

In dieser Packstation in Potsdam wurde die Paketbombe den Ermittlungen zufolge auf den Weg gebracht.

Foto: Gregor Fischer/dpa

Erst schickten der oder die Täter ein Paket mit einer gefährlichen Bombe an eine Firma in Frankfurt (Oder), dann landet am Freitag ein zweites Paket in einer Apotheke am Potsdamer Weihnachtsmarkt. Während das erste Paket ohne große Wahrnehmung in der Öffentlichkeit einen Brand auslöste, wurden für das zweite Paket am Freitag Teile des Potsdamer Weihnachtsmarkts gesperrt. Die Polizei konnte es dann rechtzeitig mit einem Wasserstrahl zerschießen.

Er bringe eine gute und eine schlechte Nachricht, sagt Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) am Sonntag auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz. Die gute Nachricht für den Minister:
Die Paketbombe, so hatte sich schon am Vortag abgezeichnet, galt gar nicht dem Weihnachtsmarkt. Der Absender habe die Apotheke wohl eher zufällig als Adressaten der Bombe ausgewählt, sagt Schröter.

Erpresser fordern Millionensummen

Doch die schlechte Nachricht folgt prompt: Der Paketdienstleister DHL werde erpresst. Der oder die Täter fordern eine Millionensumme.
Und: Im Gegensatz zu der ersten Einschätzung war die Paketbombe am Weihnachtsmarkt doch hochgefährlich und hätte zünden können. Denn der Apotheker hatte beim Öffnen der unter anderem aus einem sogenannten Polenböller und Nägeln und Schrauben gebastelten Sendung ein Zischen gehört. Das ist ein deutlicher Hinweis auf eine mögliche Zündvorrichtung, die nach der Zerstörung des Pakets aber nicht mehr gefunden worden konnte.

Die Gefahren sind jetzt konkret. Wer auch immer ein Paket erhalte, dass er nicht erwartet habe, solle es auf keinen Fall öffnen, sagt Schröter. Stehenlassen, Weggehen und bis zum Eintreffen der Polizei dafür sorgen, dass sich niemand dem Gegenstand nähert, rät der Minister. Auch die Polizei Potsdam warnt bei Twitter: "Wer ein auffälliges Paket zugestellt bekommt, sollte die Polizei verständigen! Auf keinen Fall sollte ein solches Paket geöffnet werden", heißt es dort.

Warnung nicht für Berlin und Brandenburg begrenzt

Eine gerade in der Weihnachtszeit, der Hochsaison für Geschenke und Paketzusteller, harte Empfehlung. Diese hat der Innenminister zudem nicht ausdrücklich auf die Region Berlin und Brandenburg begrenzt - auch wenn bislang alles darauf hinweist, dass der Fall nicht darüber hinausreicht. Allerdings sprechen die Ermittler auch von einer "gewissen Irrationalität" des Täters.

Hinter den Kulissen rüstet die Polizei derweil auf. Eine eigene Ermittlungsgruppe "Luise" wurde eingerichtet. Die Ermittlungen umfassen jetzt nicht nur Sprengstoffdelikte, sondern auch die Erpressung. Und: Aus taktischen Gründen wollen die Beamten jetzt nur noch soviel verraten wie unbedingt notwendig. Denn der oder die Täter sollen nicht mit Fahndungswissen versorgt werden.

Ermittlungsgruppe "Luise" im Einsatz

Schröter fühlt sich schon an den Kaufhaus-Erpresser "Dagobert" erinnert, der vor allem Anfang der 1990er Jahre sein Unwesen trieb.
Auf einen ähnlich ideenreichen Erpresser heute deutet zumindest der Weg, wie er seine Forderung stellte. Mit einem sogenannten QR-Code verschlüsselte er seine Nachricht. Dies ist eine Methode, die jedermann im Internet anwenden kann, ohne dass sie zurückverfolgbar wäre, sagt Schröter. Zu Zeiten von "Dagobert" waren solche Codes allerdings noch nicht verbreitet. Der Minister hofft jetzt, dass es nicht wieder ein jahrelanges Katz-und-Maus-Spiel gibt. Schröter: "Ich hoffe, wir sind schneller erfolgreich."

(csi/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort