Mit Raupenfahrzeugen im Wattenmeer Tote Pottwale - "ein verstörender Anblick"

Kaiser-Wilhelm-Koog · Am Dienstag war der erste Versuch wegen Sturm gescheitert. Nun haben Fachleute vom Küstenschutz damit begonnen, die Kadaver der verendeten Pottwale im Wattenmeer vor Dithmarschen in Schleswig-Holstein zu bergen. In Büsum wurden weitere tote Wale gefunden.

Pottwale verenden im Wattenmeer
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Foto: dpa, chc hpl

Die Sonne strahlt, ein frischer Wind bläst vom Meer her und über den Salzwiesen kreist majestätisch ein Seeadler: Der Nationalpark Wattenmeer zeigt sich von seiner besten Seite. Die Stimmung der Menschen am Nordsee-Strand ist am Mittwoch trotzdem gedrückt, denn zwei Kilometer vom Deich entfernt liegen im Watt acht tote Pottwale.

Fünf der acht vor Kaiser-Wilhelm-Koog entdeckten Wale seien geborgen worden, teilte der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein am Abend mit. Die restlichen drei sollen am Donnerstag an Land gezogen werden.

"Es ist der größte je in Schleswig-Holstein gemachte Fund von Pottwalen", sagte Umweltminister Robert Habeck (Grüne). Mitarbeiter des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) haben mit der Bergung der Kadaver begonnen.

"Für mich als Mensch ist es einfach ein verstörender Anblick, diese großen Säuger so zu sehen", sagte Habeck. "Wale sind Sinnbild des Naturschutzes, damit begann quasi das Erwachen, das Besinnen, dass wir uns um unsere Umwelt kümmern müssen - und jetzt liegen diese großen Säuger massenweise verendet vor unserer Küste."

Die nächste Hiobabotschaft folgt wenig später. Am Mittwoch werden nordwestlich von Büsum zwei weitere tote Tiere gesichtet worden. Damit sind nach Angaben der Schutzstation Wattenmeer seit dem 8. Januar 27 junge Pottwale in der südlichen Nordsee umgekommen: 16 in Deutschland, sechs in den Niederlanden und fünf in England.

Ein Spaziergänger auf Kaiser-Wilhelm-Koog hatte die acht Meeressäuger vor Dtíthmarschen am Sonntagabend entdeckt. Als sie strandeten, lagen sie direkt als Gruppe zusammen, sagte Hendrik Brunckhorst von der Nationalparkverwaltung. "In drei Fällen direkt Tier an Tier - geradezu rührend nebeneinander."

Mittlerweile haben Wind und Wellen die Tiere etwas auseinander driften lassen. Doch die Gefühle der Menschen bei ihrem Anblick bleiben: "Wenn man sich den toten Tieren nähert, ist das ein beklemmendes Gefühl", sagt LKN-Direktor Johannes Oelerich. "Zum Teil sind sie noch lebendig hergekommen, sind hier gestorben - das geht ans Herz."

Warum die Wale überhaupt ins Wattenmeer geschwommen sind, ist bislang unbekannt. Es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher Theorien Experten halten Unterwasserlärm, Krankheiten, natürliche Ursachen, seismische Aktivitäten oder militärisches Sonar als Gründe für möglich. Einmal falsch abgebogen, können die flachen Gewässer des Wattenmeers für die Tiere zur Falle werden.

"Bislang gibt es jedoch keine Antwort", sagte Habeck. Deshalb sei Schleswig-Holsteins Expertin für Meeressäuger, die Büsumer Professorin Ursula Siebert von der Tierärztlichen Hochschule Hannover, mit der Untersuchung der Tiere beauftragt worden. "Wenn Ergebnisse vorliegen, werden wir sie vorstellen", sagte Habeck.

Inzwischen wurde ein weiterer verendeter Wal auf einer Sandbank nordwestlich von Büsum entdeckt. "Ich fahre trauriger hier weg, als ich heute Morgen aufgestanden bin", sagte Habeck.

(pst/dpa)
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