Mordprozess um den Tod von Elias Gerichtsmediziner spricht über Todesursache

Potsdam · Bei 20.000 Toten habe er so etwas erst drei Mal gesehen, sagt ein Gerichtsmediziner über die Obduktion von Elias. Er ist sich sicher, dass der Junge missbraucht wurde und unter Gewalteinwirkung erstickte.

 Der Angeklagte Silvio S. schweigt weiter zu den Vorwürfen.

Der Angeklagte Silvio S. schweigt weiter zu den Vorwürfen.

Foto: dpa, bse soe fux

Der im vergangenen Jahr getötete sechsjährige Elias ist nach Angaben eines Gerichtsmediziners schwer sexuell missbraucht worden. Er habe in 20 Jahren Berufspraxis bei 20.000 Obduktionen nur in drei Fällen ein solches Erscheinungsbild gesehen - und in allen drei Fällen habe es ein Geständnis wegen sexuellen Missbrauchs gegeben, erklärte Rechtsmediziner Michael Tsokos von der Berliner Charité am Dienstag in Potsdam. Er sagte im Prozess gegen den mutmaßlichen Kindermörder Silvio S. aus.

Ein zusätzliches klares Indiz seien Blutergüsse an den Innenseiten von Oberarmen und Oberschenkeln, sagte Professor Tsokos. "Das sind Verletzungen, wie wir sie bei Sexualdelikten sehen." Unklar sei, ob Elias bei dem schweren sexuellen Übergriff noch gelebt habe. Der kleine Junge war im Juli 2015 auf einem Spielplatz vor seinem Wohnhaus in Potsdam zum letzten Mal lebend gesehen worden. Silvio S. soll ihn entführt und getötet haben.

Die Todesursache bei Elias sei "gewaltsames Ersticken" gewesen, sagte Tsokos. Er wolle sich nicht festlegen, ob der Junge stranguliert oder ihm auf andere Weise die Möglichkeit zu atmen genommen wurde.

Dem 33 Jahre alte Wachmann Silvio S. aus Brandenburg werden außer dem Verbrechen an Elias auch Missbrauch und Mord an dem vierjährigen Berliner Flüchtlingskind Mohamed vorgeworfen. Der Angeklagte sagte im Prozess bisher nichts zu den Vorwürfen. Der Vorsitzende Richter appellierte erneut an ihn, sein Schweigen zu brechen. Auch der psychiatrische Sachverständige bot Silvio S. ein Gespräch an. Bisher hat sich der 33-Jährige nur einmal bei der Polizei geäußert. Ein Urteil wird Ende des Monats erwartet.

(lai/dpa)
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