Neu aufgerollt Prozess um Tod von Oury Jalloh in Polizeizelle

Magdeburg (dapd). Der Prozess um den Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh im Dessauer Polizeigewahrsam vor sechs Jahren wird seit Mittwoch vor dem Magdeburger Landgericht neu aufgerollt. Dem damaligen Dienstgruppenleiter der Polizei wird Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen.

 Oury Jalloh starb qualvoll in einer Zelle des Polizeireviers Dessau.

Oury Jalloh starb qualvoll in einer Zelle des Polizeireviers Dessau.

Foto: dapd, dapd

Er soll nicht schnell genug auf das Signal eines Feuermelders in Jallohs Zelle reagiert haben. Der Angeklagte will sich nicht zu den Vorwürfen äußern, wie sein Verteidiger am Mittwoch vor Gericht mitteilte. Eine Erklärung des Angeklagten zur Tat sei den Prozessbeteiligten zugeschickt worden, sollte aber nicht öffentlich verlesen werden.

Am Mittwoch wurde die Anklage und das Urteil des Bundesgerichtshofs verlesen. Am Nachmittag sollten Zeugen vernommen werden.

Zu Prozessbeginn wurde mit einer Mahnwache vor dem Landgericht an den Tod des Asylbewerbers aus Sierra Leone erinnert. Landsleute hatten Kerzen und drei Pappsärge aufgestellt sowie Transparente errichtet. Sie riefen: "Oury Jalloh - das war Mord!"

Jalloh war am 7. Januar 2005 bei einem Brand in einer Gewahrsamszelle im Dessauer Polizeirevier an den Folgen eines Hitzeschocks gestorben. Er soll die Matratze, auf der er an Händen und Füßen gefesselt war, selbst mit einem Feuerzeug angezündet haben.

Das Landgericht Dessau-Roßlau hatte am 8. Dezember 2008 den Angeklagten vom Vorwurf der Körperverletzung mit Todesfolge freigesprochen. Gegen dieses Urteil hatten Staatsanwaltschaft und Nebenklage Revision eingelegt. Im Januar 2010 hob der Bundesgerichtshof in Karlsruhe den Freispruch für den Dienstgruppenleiter auf. Es sah Lücken in der Beweiswürdigung.

Bis Ende Mai sind vorerst 21 Verhandlungstage festgelegt. Bis Ende August könnten weitere Termine folgen.

(apd/csr)
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