Quidditch-Weltmeisterschaft in Frankfurt Um den Sieg spielen wie Harry Potter

Frankfurt/Main · Die Spieler kommen ohne fliegenden Besen. Und der goldene Schatz entpuppt sich als Tennisball. Hoch her geht es bei der Quidditch-Weltmeisterschaft in Frankfurt trotzdem. Für Harry-Potter-Fans ein gigantischer Spaß.

So läuft die Quidditch-WM in Frankfurt
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Zielstrebig rennt der deutsche Spieler auf seinen norwegischen Konkurrenten zu. "Was für ein kolossales Tackling", ruft der britische Kommentator begeistert, als der Deutsche seinen Gegner gekonnt zu Boden wirft und sich den Quaffel schnappt. Angetrieben vom Jubel des Publikums stürmt er ans Ende des Spielfelds und wirft den Ball durch einen der drei Ringe. Zehn Punkte für Deutschland - die Menge tobt. Dennoch geht das Auftaktspiel in der Gruppenphase gegen Norwegen mit 60 zu 140 Punkten verloren.

350 Spieler aus 21 Nationen

Keine Frage, bei der dritten Quidditch-Weltmeisterschaft in Frankfurt geht es hoch her. 350 Spieler aus 21 Nationen spielen um den Titel, der am Sonntagabend vergeben werden sollte. Mehr als 1000 Zuschauer fiebern nach Veranstalterangaben am Wochenende mit. Als Favoriten wurden Australien und die USA gehandelt, wo der Sport zum ersten Mal im Jahr 2005 gespielt wurde. Bekannt ist Quidditch aus den "Harry Potter"-Büchern der britischen Autorin Joanne K. Rowling.

Quidditch verbindet Elemente aus Handball, Völkerball und Rugby. Es treten zwei Mannschaften mit jeweils sieben Spielern gegeneinander an. Sie versuchen Punkte zu erzielen, indem die jeweils drei Jäger den Quaffel - einen Volleyball - durch einen von je drei Tor-Ringen der gegnerischen Mannschaft werfen. Jedes Tor bringt 10 Punkte.

Der Schnatz ist ein Tennisball

Nach 17 Minuten kommt der goldene Schnatz ins Spiel: ein Tennisball, den ein neutraler Spieler in einer Socke am Hosenbund trägt. Wenn ihn der Sucher einer Mannschaft erwischt, bringt das 30 Punkte, und das Spiel ist zu Ende. Zudem versuchen während des Spiels pro Team zwei Treiber, gegnerische Spieler mit Klatschern - Dodgeballs - abzuwerfen. Während der ganzen Zeit muss jeder Spieler eine Stange zwischen den Beinen haben - in Anlehnung an die Besen, auf denen das Spiel im Roman um den Zauberlehrling bestritten wird.

Wenig Gemeinsamkeiten mit Roman-Vorlage

Mit der Roman-Vorlage hat die Sportart Quidditch nicht mehr viel gemeinsam. "Viele von uns haben die Bücher nicht mal gelesen", erzählt die US-Nationalspielerin Julia Baer (22). Als Studentin kam sie über eine Freundin zufällig zum Quidditch. Seit fünf Jahren ist sie Jägerin, aktuell bei den "Boston Night Riders", einem der erfolgreichsten amerikanischen Quidditch-Teams.

Insbesondere der athletische Aspekt des Sports habe sich in den vergangenen Jahren sehr stark weiterentwickelt, um die Sicherheit der Spieler zu gewährleisten, erklärt sie. Statt imitierten Besen halten die Spieler beim Laufen mittlerweile kurze, leichte PVC-Stangen zwischen ihren Beinen. Auf den meisten Turnieren ist ein Mundschutz Pflicht, zudem wurden strengere Strafen eingeführt.

"Es geht nicht nur um Können, sondern auch um Strategie"

In der Sportwelt ist Quidditch bislang nur wenig bekannt. Allerdings sei die kuriose Sportart für Teams gut geeignet, um etwa die Kooperationsbereitschaft zu stärken, sagt Christopher Heim, Professor am Institut für Sportwissenschaften der Universität Frankfurt. "Außerdem hat das Quidditch-Regelwerk einen hohen Neuigkeitswert." Die Kombination mehrerer Sportarten schaffe hohe Komplexität, findet auch Baer: "Es geht nicht nur um Können, sondern auch um Strategie."

Das Beste am Quidditch sei jedoch die Möglichkeit, in gemischtgeschlechtlichen Teams zu spielen, erklärt Turnierleiter Matthew Guenzel. "Gerade Spieler, die sich in traditionellen Sportarten nicht wohlfühlen, finden im Quidditch ein Zuhause." Julia Baer zum Beispiel tackelt am liebsten männliche Gegner: "Wir Frauen attackieren oft die Kerle, die uns das nicht zugetraut hätten."

Baer hofft, dass Quidditch in den nächsten Jahren noch bekannter wird. Die nächste Weltmeisterschaft soll im Jahr 2018 stattfinden - mit 32 teilnehmenden Nationen.

(lai/dpa)
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