Warstein Rätselraten über Seuche mit Legionellen

Warstein · Mehr als 160 Erkrankte und zwei Tote: Die bisher größte Legionellen-Infektionswelle in Warstein ist nach wie vor ungeklärt.

Fragen und Antworten rund um die Legionärskrankheit
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Foto: AP

Man kann sie nicht sehen, nicht riechen, nicht schmecken — aber Legionellen können lebensbedrohliche Erkrankungen auslösen. In Warstein erkrankten im August und September mehr als 160 Menschen an einer durch die Bakterien ausgelösten Lungenentzündung, zwei Infizierte starben. Auch nach mehr als einem Vierteljahr ist die Ursache der Erkrankungswelle noch nicht geklärt.

Die Bakterien, die gefährlich werden können, wenn sie in winzigen Wassertröpfchen eingeatmet werden, wurden in Kläranlagen, in einem Fluss und in einer Industrie-Kühlanlage nachgewiesen. Die Experten wissen zwar, wie sich die Krankheit verbreitete, wo die Legionellen aber erstmals auftauchten, weiß niemand. Schnell stand die Industrie-Kühlanlage im Verdacht, die Krankheitserreger zu verbreiten. Nach dem Abschalten der Anlage dauerte es wegen der Inkubationszeit noch zwei Wochen, bis die Neuerkrankungen abflauten.

Klar scheint derzeit lediglich, dass niemand fahrlässig oder vorsätzlich für das Entstehen und die Verbreitung der Krankheitserreger verantwortlich ist. Die Staatsanwaltschaft in Arnsberg hat bei ihren Ermittlungen bisher keine Hinweise darauf gefunden, dass jemand strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden kann.

Image der Stadt nachhaltig beschädigt

Die Menschen in Warstein blieben trotz der Erkrankungswelle, die auch eine Reisewarnung für ihre Stadt zur Folge hatte, gelassen. "Die wollen da nichts mehr von hören", sagt Warsteins Bürgermeister Manfred Gödde. Aber dem Image der Stadt hätten die Legionellen nachhaltig geschadet. "Man wird noch immer überall bedauert", sagt der Bürgermeister. Nun allerdings profitiere er auch davon: "Wenn ich ein Anliegen habe, stehen die Türen offen. Alle wollen helfen, dass wir wieder nach vorn kommen."

Auch wenn noch unklar ist, wo die Bakterien ihre Brutstätte hatten, haben die Experten durch die Krankheitswelle in Warstein wichtige Erkenntnisse gewonnen. "Wir hatten bisher die Kläranlagen nicht so sehr im Blick", sagt der Wasser-Experte Martin Exner vom Bonner Hygiene-Institut. Außerdem seien nun endlich verbesserte Vorschriften für die Wartung und Registrierung von industriellen Rückkühl-Anlagen auf dem Weg.

"Diese Anlagen sind zumindest bei der Verbreitung der Bakterien beteiligt", sagt Exner. Er geht davon aus, dass die Vermehrung der Bakterien mit den Temperaturen und organischen Rückständen im Abwasser zu tun hat.

(dpa)
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