Raub aus Bode-Museum Die Millionen-Münze bleibt verschwunden

Berlin · Sie stiegen nachts ins Berliner Bode-Museum ein und entkamen mit einer millionenschweren Goldmünze. Nach Monaten haben die Ermittler Tatverdächtige gefasst. Doch wo ist das Gold?

Raub aus Bode-Museum: Die Millionen-Münze bleibt verschwunden
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"An- und Verkauf von Gold und Silber, Zahn- und Bruchgold, Münzen": Die Dienste, die ein Juwelier an der Sonnenallee in Berlin-Neukölln auf einem Werbeschild anpreist, bekommen an diesem Tag eine neue Bedeutung. Der unscheinbare Laden ist am Mittwochmorgen Ziel einer Razzia, Fahnder durchsuchen ihn. Wurde von hier aus die 100-Kilo-Goldmünze zu Geld gemacht, die vor gut drei Monaten aus dem Berliner Bode-Museum gestohlen wurde? Es war ein ebenso dreister wie spektakulärer Coup. Der reine Goldwert der seltenen Münze: 3,7 Millionen Euro.

Raub aus Bode-Museum: Die Millionen-Münze bleibt verschwunden
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Doch jetzt sind Verdächtige gestellt. Vier Männer, 18 bis 20 Jahre alt, sitzen in U-Haft. Zwei von ihnen sollen direkt an der Tat beteiligt gewesen sein. Ermittelt wird zudem gegen neun weitere Personen aus einem Familienclan, der den Ermittlern nicht unbekannt ist. Der Juwelier in Neukölln soll der Hehler bei dem Millionengeschäft gewesen sein, er ist aber weiter auf freiem Fuß. Abgeschlossen sind die Ermittlungen noch nicht.

Der Diebstahl der Münze - so schwer wie vier Zementsäcke und ungefähr so groß wie ein Autoreifen - hatte Ende März für Aufsehen gesorgt. Die Diebe waren in der Nacht zum 27. März über die Bahntrasse gekommen, die wenige Meter am Museumsgebäude vorbeiführt. Im Inneren brachen die Täter eine Panzerglasvitrine auf, wuchteten das schwere Goldstück aus einem Fenster und verschwanden damit - wohl mit Hilfe einer Schubkarre und später einem Auto. Die Polizei spricht am Mittwoch von einer außergewöhnlichen und komplexen Tat mit "enormer krimineller Energie".

Doch wo ist die Beute? Ermittler Carsten Pfohl ist Realist: "Meine Hoffnung, dass wir die Münze auch nur in Teilen finden, ist leider relativ gering." Vermutlich sei das kostbare Stück in Teilen oder ganz verkauft worden. Fachleute hatten von Anfang an befürchtet, dass die Münze eingeschmolzen werden sollte. Vielleicht finden sich noch winzige Goldspuren auf der beschlagnahmten Kleidung und fünf Autos der Tatverdächtigen, so die Hoffnung.

Kriminelle Clans machen Polizei und Staatsanwaltschaft in der Hauptstadt immer wieder zu schaffen. Spektakuläre Überfälle wie vor einigen Jahren auf ein prominent besetztes Pokerturnier oder auf das Luxuskaufhaus KaDeWe gingen auf das Konto von Mitgliedern. Allein in Neukölln sollen sieben Clans aktiv sein.

Die Familien gelten als Spitze der Unterwelt, sie verdienen ihr Geld vor allem mit Rauschgiftschmuggel und -handel, aber zum Beispiel auch mit Zuhälterei. Kommt es nach langen Ermittlungen doch zu Prozessen, haben die Angeklagten, die oft keiner geregelten Arbeit nachgehen, jedoch teure Anwälte. Familienmitglieder und Zeugen werden oft eingeschüchtert, bis sie nicht mehr aussagen.

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Vor einer Woche hatte die Polizei Aufnahmen einer Überwachungskamera aus der Tatnacht veröffentlicht, in denen drei komplett schwarz gekleidete Männer zu sehen sind. Auffällig war, dass sie gezielt ihre Gesichter mit Kapuzen oder den Händen verdeckten. Zwei der am Mittwoch Gefassten hält die Polizei für die Männer aus dem Video. Wer der dritte aus der Gruppe ist, sei noch unklar. Am Ende seien die Bilder nur ein kleiner Baustein in einem sehr umfassenden Paket von Ermittlungen gewesen, bilanziert ein Polizeisprecher.

(dpa/veke)
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