74-Jähriger fühlte sich "veräppelt" Rentner gesteht Entführung von Steuerberater

Traunstein (RPO). Ein halbes Jahr nach der Entführung eines Steuerberaters hat einer der angeklagten Rentner zum Prozessauftakt am Montag in Traunstein ein umfassendes Geständnis abgelegt. Zusammen mit vier Komplizen hatte der Mann seinen Finanzberater entführt, um ihn zur Rückzahlung von rund 2,5 Millionen Euro verlorener Geldanlagen zu zwingen.

Der 74-Jährige gab vor dem Landgericht zu, im Juli vergangenen Jahres gemeinsam mit dem Mitangeklagten den Steuerberater in dessen Haus in Speyer entführt haben. Nach der Entführung sperrten die Senioren ihr Opfer in einer aus Umzugskartons und Holz gebauten Kiste in einen Kellerraum eines Hauses in Chieming. Bei der Entführung wurden dem Opfer auch zwei Rippen gebrochen.

Drei Tage lang wurde der Finanzberater im Chieming von seinen Entführern festgehalten. Die Rentner sperrten ihn in ein Kellerverlies ein, drohten ihn und forderten immer wieder die Rückzahlung der verlorenen Geldanlagen in Höhe von knapp 2,5 Millionen Euro.

Vier Tage eingesperrt

Der Grund für die Tat: Er sei von dem angeblichen Finanzexperten "veräppelt und verarscht" worden, argumentierte der Angeklagte. Die beiden Paare hatten in den USA insgesamt 1,4 Millionen Dollar bei dem Steuerberater investiert. Der fünfte Angeklagte arbeitete vorübergehend für den Steuerberater und war der Ansicht, dieser sei ihm noch Geld schuldig.

Eingesperrt im Kellerverlies sieht der Finanzberater keinen anderen Ausweg, als zu lügen. Er erklärt den Entführern, er könne Geld aus dem Verkauf von Wertpapieren besorgen: "Dafür muss ich aber ein Fax an meine Bank in Zürich schicken", erklärt er im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung. Doch auf dem Fax bringt er eine verschlüsselte Botschaft unter: "call-pol.-ice", schreibt er.

Kurz darauf befreit ein Spezialkommando der Polizei den Mann aus dem Kellerverlies. Die Entführer werden festgenommen.

Bis zu fünf Jahren Haft

Die Staatsanwaltschaft legt den fünf Angeklagten, darunter zwei Ehepaare zur Last, dass sie mit der gemeinschaftlichen Entführung Geld zurückfordern wollten, das sie beim Opfer angelegt und nicht wiedererhalten hatten. Der Prozess ist auf sechs Verhandlungstage angesetzt, am 23. März sollen die Urteile fallen. Den Angeklagten drohen Haftstrafen von nicht unter fünf Jahren.

(DDP/rm)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort