Kölner Stadtarchiv stürzt ein Retter suchen noch nach drei Vermissten

Köln (RPO). Nach dem Einsturz des Historischen Stadtarchivs in Köln haben Polizei und Feuerwehr in einem dramatischen Rettungseinsatz nach Verschütteten gesucht. Am Abend wurden noch drei Menschen vermisst. Die anderen sechs zuvor unter den Trümmern vermuteten Personen hätten sich inzwischen gemeldet, bestätigte eine Sprecherin der Polizei. Die Ursache des Unglücks hängt mit den U-Bahn-Bauarbeiten zusammen.

Kölner Stadtarchiv eingestürzt: Augenzeugen berichten
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Foto: ddp

Der Einsturz steht nach ersten Erkenntnissen offenbar im Zusammenhang mit dem Bau der U-Bahn in der Kölner Südstadt. Im Zuge der Bauarbeiten sei nahe der Unglücksstelle ein großer Kellerraum errichtet worden, teilten Feuerwehr und Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) am Dienstagabend vor Journalisten mit. In diesem unterirdischem Raum habe offenbar "irgendetwas nachgegeben", sagte Kölns Feuerwehrchef Stefan Neuhoff. Dadurch sei das Erdreich unter dem Stadtarchiv gleichsam weggesackt.

Die Vermissten sollen sich in einer Spielhalle und in Wohnungen in einem der ebenfalls zerstörten Nachbargebäude aufgehalten haben. Es wurde auch nicht ausgeschlossen, dass Passanten von dem einstürzenden Haus begraben wurden. Bei ihrer Suche setzte die Polizei Spürhunde ein, auch der Einsatz von schwerem Räumgerät wurde vorbereitet.

Glück hatten die Bediensteten und Nutzer des Stadtarchivs. Sie konnten nach Angaben des Feuerwehrdirektors Stephan Neuhoff das Gebäude unverletzt verlassen. Der Einsturz habe sich durch rumpelnde Geräusche angekündigt. Dies habe den Menschen Zeit gegeben, das Haus zu räumen.

Einsturz hängt mit Bauarbeiten zusammen

Polizeisprecher Wolfgang Baldes sagte: "Am Unglückshaus sieht es aus wie nach einem Erdbeben." Die Trümmer bedeckten nach seinen Worten eine Fläche von 50 mal 70 Metern und reichten bis zu einem benachbarten Gymnasium. Doch war der Unterricht dort zum Unglückszeitpunkt schon beendet.

Das Gebäude des Stadtarchivs stürzte nach Angaben des Feuerwehrsprechers auf die U-Bahn-Baustelle. Deren Decke brach ein. Außerdem lief Wasser in den Tunnel.

Illner: Absehbare Katastrophe

Der langjährige Abteilungsleiter des Archivs, Eberhard Illner, bezeichnete im Deutschlandradio Kultur den Einsturz als absehbare Katastrophe. Es habe klare Warnungen gegeben, sagte Illner. Er selbst habe im vergangenen Sommer Senkungsrisse im Keller des Gebäudes festgestellt und dies auch an die Archivleitung weitergegeben.

Das Volumen des Schadens sei erheblich größer als beim Brand der Weimarer Anna-Amalia-Bibliothek, sagte Illner. "Wir reden hier von ungefähr 18 Regalkilometern wertvollsten Archivgut, und zwar europäischen Ranges." Dazu habe auch ein großes Nachlassarchiv von Schriftstellern und Komponisten sowie ein bedeutendes Architekturarchiv gehört. Das in einem Neubau aus dem Jahr 1971 untergebrachte Archiv war zum Unglückszeitpunkt für den Publikumsverkehr geöffnet.

Land will bei Rettung der Dokumente helfen

Der neue nordrhein-westfälische Bauminister Lutz Lienenkämper kündigte bei einem Besuch an der Unglücksstelle an, das Land werde Hilfe bereitstellen, um die Dokumente zu retten.

Die Feuerwehr war mit rund 250 Einsatzkräften und 86 Fahrzeugen im Großeinsatz. Das Gelände rund um den Kölner Waidmarkt wurde weiträumig abgesperrt, die Gebäude um die Unglücksstelle wurden evakuiert.

Nicht weit vom Unglücksort entfernt war 2004 der Turm der katholischen Kirche St. Johann Baptist wegen U-Bahn-Bauarbeiten um einen Meter zur Seite gekippt. Wegen Einsturzgefahr mussten damals etwa 70 Anwohner ihre Wohnungen vorübergehend verlassen.

(DDP)
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