Änderungen geplant Kosten für Rettungswageneinsätze stark gestiegen

Berlin · Die Kosten für Einsätze von Rettungswagen sind laut einem Medienbericht bundesweit stark gestiegen. Politiker kritisieren, dass die Notfallnummer immer häufiger wegen Bagatellen gewählt werde.

 Rettungswagen im Einsatz (Symbolbild).

Rettungswagen im Einsatz (Symbolbild).

Foto: dpa

Die Ausgaben der Krankenkassen für Einsätze von Rettungswagen steigen. Seit 2009 haben sie sich nach Angaben der "Welt am Sonntag" fast verdoppelt - auf rund 2,1 Milliarden Euro im Jahr 2016. Eine Ursache soll sein: Die Notrufnummer 112 werde immer häufiger wegen Bagatellen gewählt, schreibt die Zeitung. Sie beruft sich auf Angaben von Krankenkassen und Gesundheitspolitikern. Demnach rückten zuletzt bundesweit rund 5,2 Millionen Mal pro Jahr Rettungswagen aus.

Verantwortlich für den Anstieg ist nach Ansicht von Politikern vor allem eine stark gestiegene Anspruchshaltung der Patienten. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Union im Bundestag, Karin Maag (CDU), kündigte zugleich eine "Neustrukturierung der Notfallversorgung" in dieser Legislaturperiode an: "Dabei werden wir auch über bestehende Strukturen sprechen, die bislang nicht so gut funktionieren."

Geplant sei konkret eine Zusammenlegung der Notrufnummer 112 mit der Nummer des ärztlichen Notdienstes 116 117. Diese Nummer sei den meisten Patienten bisher kaum bekannt, beklagte auch die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Sabine Dittmar: "Es ist also wenig verwunderlich, dass es zu Fehlsteuerungen kommt."

Die für Gesundheitsthemen verantwortliche Bundestagsabgeordnete der Grünen, Kirsten Kappert-Gonther, regte zudem die Einrichtung einer Handy-App für Patienten an. "Darin könnten Hilfesuchende zu jeder Tages- und Nachtzeit die jeweils in ihrer Nähe verfügbaren Hilfsangebote angezeigt bekommen."

Aus Sicht der Krankenkassen sorgt neben der gestiegenen Anspruchshaltung von Patienten auch ein problematisches Konstrukt für den Kostenanstieg: Während die Kommunen die Rettungsdienste in ihrer Stadt organisieren - über eigene Berufsfeuerwehren oder die Vergabe meist an Hilfsorganisationen - und die Preise dafür festsetzen, müssen die Krankenkassen die Einsätze bezahlen. Für die Kommunen bestehe somit kein Anreiz, die Einsatzzahlen zu begrenzen.

Zudem verteuerten immer wieder Fälle von Abrechnungsbetrug das Rettungswesen. Bundesweit ermitteln derzeit nach Informationen der Zeitung Staatsanwaltschaften gegen private und gemeinnützige Anbieter, die gegenüber den Kassen nicht erbrachte Leistungen bei Rettungsfahrten abgerechnet haben sollen. Abrechnungsbetrug ist offenbar auch bei Krankenfahrten verbreitet, etwa für Gehbehinderte oder Pflegebedürftige. Auch hier stiegen die Ausgaben der Krankenkassen deutlich an.

(wer)
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