Aufregung in Hessen "Rotenburg-Kannibale" ist jetzt Grünen-Chef im Knast

Armin Meiwes gilt als intelligent und redegewandt. Dies stellte der als "Kannibale von Rotenburg" bekannt gewordene 45-Jährige schon im Strafprozess unter Beweis. In der Justizvollzugsanstalt Kassel kommt ihm dies jetzt zugute. Er wurde zum Chef der Grünen Knastgruppe gewählt. Die CDU im Land reagierte empört. Wenn auch vorschnell.

Aufregung in Hessen: "Rotenburg-Kannibale" ist jetzt Grünen-Chef im Knast
Foto: ddp, ddp

Parteigruppen im Gefängnis sind keine Seltenheit, haben aber eher den Charakter einer Selbsthilfegruppe, berichtet die "Hessische Niedersächsische Allgemeine (HNA)". Die Gruppe treffe sich jeden Dienstag um 17.30 Uhr, um über aktuelle politische Probleme zu diskutieren. Politische Gesprächsrunden gehören zum festen Freizeitangebot in der JVA Kassel.

Meiwes genieße im Knast ein hohes Ansehen, bestätigte Gefangenenbetreuer Gerhard Kähler dem Düsseldorfer "Express". Seine guten rhetorischen Fähigkeiten hätten seine Mitgefangenen überzeugt.

Hohe Wellen in der Landespolitik

Die Knast-Personalie schlug in der hessischen Landespolitik hohe Wellen. Die CDU veröffentlichte eine Pressemittelung. Die Partei zeigte sich entsetzt, dass die Grünen "nicht davor zurückschrecken, einen Menschenfresser bei sich aufzunehmen". Etwas zu voreilig.

Die Grünen konnten schnell versichern, dass Meiwes kein ordentliches Parteimitglied sei. Er tauche in keiner Mitgliederliste auf und habe niemals Beiträge gezahlt, stellte der hessische Grünenchef Tarek Al-Wazir fest. Andere Mitglieder der Knastgruppe hingegen sind Mitglied der Partei. Sie haben allerdings kein Stimmrecht für Parteibeschlüsse. Dennoch können sie über die Grünen-Fraktion Anfragen im Landtag stellen. Dieses Recht steht aber auch anderen Gruppen zu.

Armin Meiwes war im Januar 2006 wegen Mordes und Störung der Totenruhe zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Meiwes hatte im Internet gezielt nach Männern für seine perversen Handlungen gesucht. 2001 hatte er einen 43-jährigen Diplom-Ingenieur erst teilweise verspeist und anschließend getötet. Die Tat erfolgte offenbar mit Einverständnis des Opfers. Der Fall hatte weltweit für Aufsehen gesorgt.

(ac)
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