Konzentration heute und Freitag am höchsten Sahara-Sand nebelt Deutschland ein

Offenbach · Eine Staubwolke breitet sich über Deutschland aus. Die winzigen Sandkörner stammen aus der Sahara. Sie lassen den Morgenhimmel vielerorts milchig-rot erscheinen und setzen sich auf Autos ab. Bis Freitag soll ihre Konzentration noch zunehmen. In Großbritannien musste bereits die höchste Smog-Warnstufe ausgerufen werden.

 Sahara-Sand verschleiert die Sonne, wie hier an der Elbphilharmonie in Hamburg.

Sahara-Sand verschleiert die Sonne, wie hier an der Elbphilharmonie in Hamburg.

Foto: dpa, bom htf

Im oberbayerischen Hohenpeißenberg wurden am Mittwoch 30 Mikrogramm Sahara-Staub pro Kubikmeter gemessen, wie Frank Wagner vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach sagte. "Das ist mehr als sonst." Am Donnerstag soll die Konzentration der Wüstenpartikel noch zunehmen, besonders im Süden und Westen am Abend.

Etwa einmal im Monat gelangten Mineralstaubpartikel aus der Sahara über Marokko und Frankreich nach Deutschland, allerdings in deutlich geringeren Konzentrationen. Besonders häufig sei Sahara-Staub im Frühling sowie im Hochsommer. Die klein gemahlenen Körner sind mit bloßem Augen nicht zu erkennen, denn sie haben einen Durchschnitt von nur fünf bis zehn Mikrometern. "Sie sind kleiner als ein Wolkentropfen", sagte Wagner.

Der Saharastaub kommt zusammen mit warmer Luft aus Nordafrika nach Deutschland. Diese Strömung entsteht aus dem Zusammenspiel von Hoch "Linus" über Ostgrönland und Tief "Karola" westlich der Biskaya, wie Meteorologin Anna Wieczorek sagte. Dabei werden am Donnerstag im Südwesten sommerliche Temperaturen mit bis zu 26 Grad erwartet.

Smog-Alarm in Großbritannien

In Großbritannien hat die Kombination von Sahara-Staub und Luftverschmutzung am Mittwoch für Smogalarm gesorgt. Das Umweltministerium warnte, die Luftverschmutzung könnte die höchste Stufe der zehnstufigen Warnskala erreichen.

Das Zusammentreffen der beiden Phänomene sei eine "unglückliche Verkettung von Umständen" gewesen, sagte die Meteorologin Helen Dacre von der Universität Reading. Paul Cosford von der Gesundheitsbehörde Public Health England forderte Herz- und Lungenkranke in der BBC auf, Anstrengung im Freien zu meiden. Dacre erklärte, es handle sich um eine Mischung aus giftigen Gasen wie Stickstoffdioxid und Ozon sowie Feinstaubpartikeln aus der Sahara und von der Verbrennung von fossilen Brennstoffen, die für Menschen mit Herz- oder Lungenproblemen gefährlich sein könnte.

Viele Menschen klagen über Atembeschwerden, Asthma und Herzprobleme

Wegen der Luftverschmutzung durften Kinder an einigen Schulen nicht ins Freie.
Der Londoner Ambulanzdienst berichtete von einer ungewöhnlich hohen Zahl von Menschen, die wegen Atembeschwerden, Asthma und Herzproblemen anriefen. Die Verschmutzung erreichte in der Hauptstadt und dem Südosten Englands die höchste Stufe der zehnstufigen Warnskala.

Premierminister David Cameron zog Kritik von Umweltschützern auf sich, nachdem er den Smog - eine Mischung aus örtlicher Verschmutzung, europäischen Emissionen und Sahara-Sand - als "natürlich vorkommendes Wetterphänomen" bezeichnet hatte. Der Europaparlamentsabgeordnete Keith Taylor von der Green Party sagte, Camerons Reaktion auf "diesen unsichtbaren Killer" sei "absolut schändlich".

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation kostet Luftverschmutzung jedes Jahr weltweit rund sieben Millionen Menschen das Leben.

(dpa)
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