Rötlich feiner Sand Sahara-Staub verdreckt NRW

Düsseldorf (RP). Feine Staubpartikel haben gestern Autos, Häuser und Gärten rötlich eingefärbt. Sie sind aus Nordafrika über das Mittelmeer und die Alpen mit einer starken Südströmung bis zu uns geweht worden.

Wer vor einigen Tagen sein Auto gewaschen und es draußen geparkt hat, hat sich gestern geärgert: Denn der Wagen ist schon wieder dreckig, verschmutzt von einer rötlichen Schicht feinen Staubs. Schuld ist eine Strömung, die Sand aus Nordafrika als Teil einer großen Luftmasse hierher geweht hat. "Wir haben derzeit einen Tiefdruckeinfluss und damit Schauer und Gewitter. Die haben die Partikel aus der Luft ausgewaschen, so dass sie hier runter gekommen sind", sagt Axel Schnohr, Meteorologe beim Bochumer Wetterdienst Meteomedia.

Dass Staub aus Nordafrika bis zu uns geweht wird, ist selten, aber nicht ungewöhnlich. "Das passiert alle Jahre wieder", sagt Schnohr. Allerdings wurde diesmal viel mehr Staub hierher transportiert als sonst: Normalerweise sind die feinen Partikel kaum wahrzunehmen. Vor einigen Tagen jedoch waren die Teilchen bereits deutlich als trüber Schleier auf Satellitenbildern zu erkennen. "Man konnte auf den Bildern genau sehen, dass der Staub aus Nordafrika nach Norden über das Mittelmeer und die Alpen zu uns geweht wurde", sagt Wetterexperte Schnohr.

Die Sahara ist der größte natürliche Staubproduzent der Erde, knapp die Hälfte des Staubes entsteht dort. Das sind 400 bis 700 Millionen Tonnen pro Jahr. Das haben Untersuchungen an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz gezeigt. Die Wissenschaftler verweisen darauf, dass der Staub nicht nur dreckig ist, sondern auch nützlich. Er enthält Nährstoffe wie Calcium und Magnesium, die beispielsweise in den tropischen Bergregenwäldern in Ecuador zum Gedeihen der Pflanzen beitragen. Diese Wälder wachsen auf armen und sauren Böden - weshalb sich Wissenschaftler bisher kaum erklären konnten, wieso die Wälder dennoch zu den artenreichsten Regionen überhaupt zählen. Die Forscher aus Mainz fanden nun die überraschende Erklärung: Der Staub aus der Sahara bringt die Nährstoffe mit sich.

Doch wie kommt er überhaupt aus Afrika nach Südamerika? "Die Staubpartikel können mit wandernden Hoch- und Tiefdruckgebieten erdumspannend verteilt werden", sagt Schnohr. Die Partikel sind sehr fein und so leicht, dass sie bis zu fünf Kilometer in die Atmosphäre aufsteigen können. Zurück auf die Erdoberfläche sinken sie mit dem Niederschlag. Die ersten Tropfen können von den Partikeln verfärbt werden.

Gefährlich für die Gesundheit sind die Teilchen nicht - außer, dass sie in den Augen kratzen können.

Und für Autos? Um zerkratzten Lack müsse man sich keine Sorgen machen, sagt Meteorologe Schnohr. "Die meisten größeren Sandkörner sind längst auf dem Weg nach Mitteleuropa zu Boden gefallen." Deutschland erreichen nur winzige Teilchen. Und die kann man einfach bei der nächsten Autowäsche wieder entfernen.

(RP)
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