Strenge und verpflichtende Ganztagsschule Sarrazin ist für chinesisches Bildungssystem

Berlin/München (RPO). In die durch das Buch einer strengen US-chinesischen Mutter ausgelöste Debatte um asiatische und westliche Erziehung hat sich auch Ex-Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin eingeschaltet. Sarrazin lobte das strenge chinesische Bildungssystem und empfahl, "sich seine positiven Wirkungen anzusehen".

Sarrazin bei der Buchvorstellung "Deutschland schafft sich ab"
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"Vor die Wahl gestellt, dass ein Kind zuhause vor dem Fernseher verblödet, finde ich es besser, dass die Kinder eine verpflichtende Ganztagsschule haben, mit einem geregelten Freizeitangebot und einer Hausaufgabenbetreuung", sagte er im "Tagesspiegel".Sarrazin hatte im vergangenen Jahr mit seinen umstrittenen Thesen zur Integrationspolitik heftige Kritik auf sich gezogen, zugleich wurde sein Buch "Deutschland schafft sich ab" zum Bestseller.

Die Jura-Professorin Amy Chua löste mit ihrem Erziehungsbuch "Kampfgesang einer Tigermutter" in den USA ebenfalls eine heftige Diskussion aus. Darin beschreibt die Tochter chinesischer Einwanderer die strenge, leistungsorientierte Erziehung ihrer beiden Töchter und kritisiert westliche Eltern, die ihren Nachwuchs immer nur loben, als zu lasch. In Deutschland ist das Buch unter dem Titel "Die Mutter des Erfolgs - Wie ich meinen Kindern das Siegen beibrachte" erschienen.

Der Schweizer Autor und Kinderarzt Remo Largo kritisierte im Magazin "Focus" den von Chua propagierten Drill und Druck auf Kinder: Derlei harte Methoden seien "abwegige Rezepte", Chua sei "vollkommen daneben", sagte Largo dem Magazin laut einer Vorabmeldung vom Samstag. Kinder hätten heute schon genug Druck. Der Erfolg asiatischer Länder bei PISA-Bildungstests, den manche auf die strengere Erziehung in diesen Staaten zurückführen, beeindruckt Largo ebensowenig: "Welches Menschenbild streben wir an? Möchten wir mit diesem Kult um Disziplin wirklich unsere Jugend zu unselbständigen, unkreativen und komplett angepassten Menschen erziehen?"

(AFP/awei)
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