Mehr als 1100 Unfälle in NRW Schnee und Eis sorgen für Chaos

Berlin (RPO). Der Winter hat Deutschland fest im Griff: Schnee und Eis sorgen am Montag weiter für Verkehrschaos. Egal ob mit dem Auto oder mit der Bahn unterwegs - Berufstätige, Pendler und Reisende steckten am Montagmorgen fest. Mit einer Entspannung ist vorerst nicht zu rechnen. Die Temperaturen steigen zwar leicht. Am Nachmittag soll es aber wieder schneien oder regen. Es droht Glatteis.

Auf der Erde regiert das Schnee-Chaos
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Der Winter hat Deutschland am Wochenende die kälteste Nacht mit Frost um minus 30 Grad beschert und verwandelt in den nächsten Tagen mit Eisregen viele Straßen in spiegelglatte Rutschbahnen. Allein in NRW haben sich mehr als 1100 Verkehrsunfälle auf den Straßen ereignet. Dabei wurden über 100 Menschen verletzt.

Am Montagmorgen mussten sich die meisten Autofahrer im Berufsverkehr in Geduld üben. Die Autobahnen waren laut Polizeiangaben weitgehend von den Schneemassen befreit, Unfälle und liegengebliebene Autos sorgen allerdings weiterhin für kilometerlange Staus. Die A3 ist zwischen Kreuz Hilden und Leverkusen-Opladen in Richtung Köln wurde am Montagvormittag zwischenzeitlich gesperrt. Gegen Mittag konnte eine Fahrbahn für den Verkehr wieder freigegeben werden. Gegen Abend lief der Verkehr hier ohne größere Probleme. Die aktuellen Staumeldungen lesen Sie hier >>>

Anders sah indes die Lage auf Landstraßen und in Ortschaften aus. Vielerorts waren die Straßen am Morgen nocht nicht geräumt. Die Innenstädte waren dicht. Auch Straßenbahnen und Busse fuhren nicht oder nur teilweise. In Düsseldorf wurden am Montagmorgen die Fahrpläne für Straßen- und U-Bahnen außer Kraft gesetzt. Weitere Einzelheiten zum öffentlichen Personenverkehr in der Landeshauptstadt NRW lesen Sie hier >>>

Auf Schnee folgt Glatteis

Während am Samstag und Sonntag tagsüber verbreitet noch minus 10 und 15 Grad herrschten, geht die Kältewelle langsam vorbei. "Atlantische Tiefausläufer schaufeln allmählich wieder mildere Luft zu uns, so dass die Niederschläge ab Wochenbeginn von Süden und Südwesten her langsam in Schneeregen und Regen übergehen werden", erklärte der Deutsche Wetterdienst. Die aktuelle Wettervorhersage finden Sie hier >>>

Am Montagmorgen lassen die Schneefälle an den Alpen nach. Von Südwesten her zieht aber bald neuer Schneefall auf, der später auch die Mitte Deutschlands erreicht. Laut Deutschem Wetterdienst in Essen werden die Straßen wegen neuer Niederschläge in der Nacht auf Dienstag und am Dienstagmorgen glatt werden. Mit Entspannung im Verkehr ist daher nicht zu rechnen. Wie man sicher bei Schnee fährt, lesen Sie hier >>>

Verspätungen im Flugverkehr

Starke Schneefälle behindern seit Sonntag massiv den Verkehr in ganz Europa. Wegen einer Schließung der Flughäfen in Brüssel und Amsterdam seien in Frankfurt mehr als 40 Flüge gestrichen worden, sagte der dortige Verkehrsleiter der Nachrichtenagentur AP. Betroffen seien 24 Landungen und 17 Abflüge größtenteils mit Zielen in Westeuropa und Nordamerika gewesen.

Im Düsseldorfer Flughafen wurde der Flugbetrieb am Sonntag für fast 12 Stunden aus Sicherheitsgründen eingestellt und erst am späten Sonntagabend teilweise wieder aufgenommen. 200 Flüge fielen aus. Rund 700 Menschen mussten die Nacht auf Montag auf dem Flughafen Düsseldorf verbringen. Am Montagmorgen kam es weiterhin zu Flugausfällen. Flugzeuge konnte vorerst nur eine Start- und Landebahn nutzen. 20 Starts und Landungen fielen bis zum Montagmittag aus. Informationen zu den Flügen finden Sie auf der Internetseite des Düsseldorfer Flughafens >>>

Auch im Frankfurter Flughafen bleibt am Montag der Flugverkehr wegen der Wetterlage vom Wochenende eingeschränkt. Darüber hinaus ist mit weiteren Schneefällen am Montag zu rechnen. Detailierte Fluginformationen finden Sie auf der Internetseite des Frankfurter Flughafens >>>

Am Münchner Flughafen hat Schneefall auch Montagmorgen zu Behinderungen geführt. Zwischen 5 und 9.30 Uhr seien 20 Flüge wetterbedingt mehr als eine halbe Stunde verspätet gewesen, sagte ein Flughafensprecher auf ddp-Anfrage.

Auch Chaos beim Bahnverkehr

Für zahlreiche Verspätungen im Zugverkehr sorgte die Schneefront vor allem in Nordrhein-Westfalen. Weichen waren nach Angaben eines Bahnsprechers wegen der Schneemassen blockiert gewesen und hätten erst ausgegraben werden müssen. Zum Teil seien auch Züge ausgefallen. Am Sonntagabend musste bei Kreiensen in Niedersachsen ein ICE mit mehreren Hundert Fahrgästen auf offener Strecke evakuiert werden. Am Montagmorgen habe sich die Lage aber wieder normalisiert.

Die Strecke Solingen-Köln ist derzeit komplett gesperrt. Grund für die Sperrung ist nach Auskunft der Bahn ein Baum, der auf die Oberleitung gefallen ist. Dadurch kommt es zu einigen Verspätungen. Wann die Strecke wieder befahrbar ist, war am frühen Montagnachmittag noch unklar.

Der Eurotunnel zwischen Großbritannien und Frankreich bleibt am Montag außer Betrieb - sollte sich die Wetterlage nicht entspannen, könne der Tunnel bis nach Weihnachten gesperrt bleiben. Im Eurotunnel saßen am Wochenende wegen eines vermutlich durch die Kälte bedingten technischen Defekts hunderte Passagiere stundenlang in dunklen und unbeheizten Zügen fest.

29 Menschen erfroren

Die arktische Kälte kostete in Europa zahlreichen Menschen das Leben. Allein in Polen erfroren 29 Menschen. In Mannheim ist ein Obdachloser gestorben, der bei hohen Minustemperaturen im Freien übernachtet hatte. Der 46-Jährige habe am Freitagabend mit zwei weiteren Obdachlosen an stillgelegten Gleisanlagen auf bloßem Betonboden geschlafen, teilte die Mannheimer Polizei am Wochenende mit. Am nächsten Morgen hätten seine zwei Bekannten in leblos und steifgefroren vorgefunden.

Auch in Niederrheinischen Nettetal ist ein Obdachloser erfroren. Ein Ehepaar fand den Toten am Samstag gegen 12.50 Uhr hinter einem Gebüsch an einer Straße. Ein Notarzt konnte nur noch den Tod des 42-jährigen Niederländers feststellen.

Im sächsischen Lohmen ist ein 84-jähriger Mann erfroren. Wie die Polizei am Montag mitteilte, wurde die Leiche am Nachmittag in einem Garten in dem Ort in der Sächsischen Schweiz entdeckt. Nach ersten Untersuchungen war Unterkühlung die Todesursache. Am Wochenende herrschten in der Region Temperaturen von bis zu minus zwölf Grad Celsius.

Mehr als 1100 Unfälle in NRW

Der Landesbetrieb Straßen NRW war nach Angaben eines Sprechers mit knapp 700 Räumfahrzeugen im Einsatz. Über 2000 Straßenwärter seien dabei, die Autobahnen befahrbar zu halten. Nach Angaben der Landesleitstelle der NRW-Polizei ereigneten sich am Wochenende mehr als 1100 Verkehrsunfälle. Dabei wurden 20 Menschen schwer und 90 leicht verletzt. Der geschätzte Schaden lag bei knapp drei Millionen Euro.

Schneefälle hatten in der Nacht zu Montag den Verkehr vor allem in Nordrhein-Westfalen und Bayern behindert. Dabei gab es am Abend und in der Nacht nach Angaben der Polizei bis zu 20 Kilometer lange Staus. In NRW war die Autobahn 1 bei Burscheid gesperrt. Außerdem ruhte der Verkehr auf der A3 zwischen Mettmann und Autobahnkreuz Hilden sowie der A45 zwischen Hagen und Lüdenscheid. Auf der A1 staute sich der Verkehr in der Nacht auf bis zu 20 Kilometer.

Mehrere Tote bei Verkehrsunfällen

Mehrere Menschen kamen auf den Straßen bei Glätte-Unfällen ums Leben. Bei Eutin (Schleswig-Holstein) schleuderte ein Autofahrer am Freitagabend auf der Bundesstraße 76 in den Gegenverkehr und stieß mit zwei Pkw zusammen. Seine 52-jährige Beifahrerin starb. Beinahe gleichzeitig stieß eine 24-jährige Autofahrerin mit ihrem Kleinwagen auf der Abfahrt der Autobahn 7 bei Neumünster auf der Gegenfahrbahn mit einem anderen Auto zusammen. Sie starb im Krankenhaus.

Im Landkreis Holzminden erlitt eine 74-jährige nicht angeschnallte Autofahrerin tödliche Verletzungen, als sie am Samstagnachmittag ins Schleudern kam und gegen einen Straßenbaum prallte. Ein 27-jähriger Autofahrer schleuderte am frühen Sonntagmorgen in Hadamar (Hessen) gegen einen Baum und kam ums Leben.

In Teuschnitz, im Kreis Kronach, erkannte ein 41-jähriger Autofahrer bei starkem Schneetreiben einen 66 Jahre alten Fußgänger zu spät und erfasste ihn mit seinem Fahrzeug. Der 66-Jährige wurde gegen die Frontscheibe und dann auf den Boden geschleudert. Er erlitt schwere Kopfverletzungen.

In Neustadt bei Coburg kam ein 18-jähriger Autofahrer bei Schneeglätte und zu hohem Tempo von der Fahrbahn ab und stieß frontal gegen einen 18 Jahre alten Fußgänger. Dieser wurde gegen die Windschutzscheibe geschleudert und flog über eine Betonpalisade auf eine Wiese. Dabei brach er sich ein Bein.

Wenig Hoffnung auf weiße Weihnachten

Weiße Weihnachten mit neuem Schneefall sind in Nordrhein-Westfalen eher unwahrscheinlich. Wie eine Meteorologin vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Essen auf Anfrage sagte, ist am Mittwoch und an Heiligabend mit Temperaturen zwischen null und drei Grad zu rechnen. Der Schnee der vergangenen Tage dürfte somit schmelzen. Im Bergland werden minus zwei Grad erwartet. Bei Schneeregen besteht Glättegefahr. Auch am ersten und zweiten Weihnachtstag sieht es derzeit nicht nach Neuschnee aus.

Es gebe aber auch "Modellrechnungen" mit kühleren Temperaturen, die doch noch Schneefall an Weihnachten bringen könnten. Dies sei aber die unwahrscheinlichere Vorhersage, sagte die Meteorologin.

(DDP/felt)
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