Vor fünf Jahren stürzte die Schwebebahn in die Wupper Schwebebahn-Unglück: Ein schwarzer Tag für Wuppertal

Düsseldorf · Wegen einer vergessenen Metallklammer springt am 12. April 1999 ein Gelenkwagen der Wuppertaler Schwebebahn aus der Führerschiene und stürzt zehn Meter in die Tiefe. Drei Menschen kommen ums Leben, 59 weitere werden zum Teil schwer verletzt. Bis zu diesem Tag galt die Schwebebahn als sicherstes Verkehrsmittel der Welt.

Schwebebahn-Unfall: Glück im Unglück
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"Es war kein Laut zu hören, die Menschen standen alle unter Schock", sagte damals der Remscheider Feuerwehrarzt Klaus Westhoff. Er war als einer der ersten am Unglücksort. Acht Meter tief war der Doppelzug in die Wupper gestürzt - genau auf ein Fernwärmerohr, das über die Wupper führt. Für viele Fahrgäste war dies wahrscheinlich die Rettung: Denn das Rohr hielt die Bahn weitgehend über der Wasseroberfläche.

In der Wuppertaler Universitätsklinik wurden sofort alle Routine-Operationen verschoben und alle verfügbaren Ärzte zur Notversorgung bereitgehalten. An der Unglücksstelle richtete die Feuerwehr Verletzten-Sammelstellen in einer Fabrik und in einer schnell aufgebauten Zeltstadt auf einem Parkplatz ein. Dort kämpften Notärzte um das Leben der Schwerverletzten. Drei Stunden nach dem Unglück waren bereits alle Verletzten in den Krankenhäusern in Wuppertal, Remscheid und Solingen untergebracht. "Die meisten Menschen haben unwahrscheinliches Glück gehabt", berichtete die Leitende Notärztin Hella Körner-Göbel. "Es handelte sich meist um Knochenbrüche, Prellungen und Schnittverletzungen."

Für drei Fahrgäste kam jedoch jede Hilfe zu spät. Sie gingen als die ersten und bisher einzigen Toten in der rund hundertjährigen Geschichte der Schwebebahn ein. Oberbürgermeister Hans Krehmendahl, der sofort zu der Unfallstelle geeilt war, sprach deshalb von einem schwarzen Tag für Wuppertal. Die von dem Kölner Ingenieur und Zuckerfabrikanten Eugen Langen entworfene und im Jahre 1901 eingeweihte Wuppertaler Schwebebahn war schon damals das berühmteste Wahrzeichen der Stadt. Die 13,3 Kilometer lange Strecke verläuft fast durchgehend über der Wupper. Täglich nutzen etwa 80.000 Fahrgäste das verkehrstechnische Denkmal für die Fahrt zur Arbeit oder Schule.

Unglücksursache war Fahrlässigkeit bei den Bauarbeiten am Gerüst der Schwebebahn. Im Rahmen der Schwebebahn-Sanierung war am Wochenende zuvor mehrere Träger ausgetauscht. Beim Abbau des Gerüstes hatten die Arbeiter eine Stahlklammer in der Führungsschiene vergessen. Der Unglückszug war der erste, der nach der Wiederaufnahme des Fahrbetriebes am Montag gegen 05.45 Uhr diese Stelle passierte. Als der Waggon einer Geschwindigkeit von gut 60 Stundenkilometern gegen die massive Metallklammer stieß, wurde der vordere Radkranz abgerissen. Der Zug sprang aus den Schienen und stürzte in den Flußlauf der Wupper. Die Stadtwerke Wuppertal haben aus dem Unglück gelernt: Seit dem Unglück fahren leere Testzüge langsam die Strecke ab, bevor sie nach Umbauarbeiten für den öffentlichen Verkehr frei gegeben wird.

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