"Nazi-Glocke" in Niedersachsen Hakenkreuz auf Kirchenglocke heimlich abgeflext

Schweringen · Jüngst machte die sogenannte "Hitler-Glocke" im pfälzischen Herxheim am Berg Schlagzeilen. Jetzt gibt es einen neuen Vorfall: In Niedersachsen flexten Unbekannte kurzerhand ein Hakenkreuz auf einer Glocke ab. In einem Bekennerschreiben sprechen sie von "Frühjahrsputz".

Schweringen: Unbekannte flexen Hakenkreuz auf Kirchenglocke ab
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Unbekannte flexen Hakenkreuz auf Kirchenglocke ab

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Die evangelische Landeskirche Hannovers bestätigte am Dienstag einen entsprechenden Bericht der Lokalzeitung "Die Harke" zu dem Vorfall in Schweringen (Landkreis Nienburg/Weser). Der für die Kapellengemeinde zuständige Pastor Axel Hellwege habe am Abend des Gründonnerstags entdeckt, dass sowohl das umstrittene Hakenkreuz, als auch der Schriftzug "dies Kreuz gab Gelingen half Zwietracht bezwingen" entfernt worden seien, hieß es in einer Presseerklärung.

Gleichzeitig veröffentlichte die Kirche ein Bekennerschreiben, das nach Kirchenangaben an der Tür der Kapelle gefunden wurde. "Schweringen hat ein schmutziges, matschiges, nasses, kurz gesagt: ein extrem hässliches halbes Jahr hinter sich und es wurde Zeit, dass der Frühjahrsputz frischen Wind ins Dorf bringt", hieß es darin.

Der genaue Tatzeitpunkt ist laut Landeskirche ebenso unklar wie die Frage, auf welche Weise der Täter in den Glockenturm gelangte. Es werde nun geprüft, wie mit der Sachbeschädigung der Glocke umzugehen sei und ob rechtliche Schritte ergriffen werden.

Streit um die Glocke war zuvor eskaliert

"Aufgrund des langwierigen Diskussionsprozesses und der strittigen Entscheidung, die Glocke weiterläuten zu lassen, kann ich einerseits nachvollziehen, wenn jetzt Fakten geschaffen worden sind", sagte Landessuperintendentin Petra Bahr. "Andererseits sehe ich die Verantwortlichen in der Kapellengemeinde unverändert in der Pflicht, die Aufarbeitung der Geschichte der Schweringer Kirchenglocke weiterzuführen."

Der Streit um die Hakenkreuz-Glocke in Schweringen hatte sich vor kurzem zugespitzt. Nachdem die Öffentlichkeit im September 2017 von den Symbolen erfahren hatte, entschied der Kirchenvorstand im März trotz Protesten, die Glocke weiter zu nutzen. Pastor Hellwege focht die Entscheidung wegen Verfahrensfehlern an. Bis zur Klärung sollte die Glocke außer Betrieb bleiben.

Hakenkreuz-Glocken hatten in jüngster Zeit immer wieder für bundesweite Schlagzeilen gesorgt. Ein Exemplar im niedersächsischen Faßberg, das ebenfalls auf dem Gebiet der Hannoverschen Landeskirche liegt, soll ersetzt werden. Im pfälzischen Herxheim am Berg hatte der Gemeinderat dagegen entschieden, eine Glocke mit nationalsozialistischer Inschrift als zeitliches Dokument hängen zu lassen und weiter zu nutzen.

(oko)
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