Hamburgerin wegen Totschlags verurteilt Schwiegervater zerstückelt: Neuneinhalb Jahre Haft

Hamburg · Ein Streit am Geschirrspüler löst das Drama aus: Eine Frau tötet den Vater ihres Freundes, zerstückelt seine Leiche und vergräbt die Körperteile in einem Hamburger Naturschutzgebiet. Jetzt hat das Gericht sie zu einer Haftstrafe verurteilt.

Eine Frau aus Hamburg hat den Vater ihres Verlobten mit einem Judogriff erwürgt und die Leiche mit einer Knochensäge zerteilt - dafür muss sie neuneinhalb Jahre ins Gefängnis. Das Hamburger Landgericht verurteilte die 46-Jährige am Montag unter anderem wegen Totschlags und Störung der Totenruhe. "Wie viele andere haben auch wir Richter uns gefragt, wie ein Mensch imstande sein kann, einen anderen zu schlachten", sagte der Vorsitzende Richter, Wolfgang Backen, in seiner Urteilsbegründung. Er sprach von einem "unfassbaren Verhalten".

Die Frau und der Sohn des Opfers müssten den 85-Jährigen "abgrundtief gehasst" haben. Auch die jahrelange schwere Alkohol- und Drogenabhängigkeit habe dazu beigetragen, dass es "keinerlei Hemmungen und moralische Schranken" mehr gegeben habe, betonte Backen.

Knapp ein Jahr vor der Tat war die Frau mit ihrem Freund in dessen Elternhaus in Hamburg-Rahlstedt gezogen. Mit dem älteren Mann sei es dort immer wieder zu Auseinandersetzungen gekommen - wegen Nörgeleien und Beleidigungen, aber nie wegen Handgreiflichkeiten, erklärte Backen. "Man schikanierte sich gegenseitig." Als der alte Mann die 46-Jährige dann im September 2012 bei einem Streit am Geschirrspüler erstmals geschubst und ihren Dackel getreten habe, habe sie ihm einen Denkzettel verpassen wollen.

Verlobte machte gerade Drogentherapie

Nach Feststellung des Gerichts lief sie dem Mann hinterher, der die Treppe zu seiner Wohnung hochging, und würgte ihn mit einem Judogriff. Mit gekreuzten Händen habe sie an seinen Rollkragen gefasst und mindestens 15 Sekunden lang zugezogen. "Das Tatmotiv der Angeklagten war die Wut über das Verhalten ihr gegenüber", sagte der Vorsitzende Richter. Mit seinen Sprüchen habe das spätere Opfer sie gedemütigt, aber "mit dem ersten körperlichen Angriff lief sozusagen das Fass über".

Nach der Tat rief die 46-Jährige ihren Verlobten an, der gerade eine Drogentherapie auf der Ostseeinsel Fehmarn machte. Er kam am nächsten Tag nach Hause. Die Frau zerteilte dann in ihrem Zimmer die Leiche mit einer Knochensäge und einem scharfen Messer. Die Körperteile vergrub sie gemeinsam mit ihrem Partner im Hamburger Naturschutzgebiet Höltigbaum. Anfang Oktober entdeckte dort ein Hobbyfotograf einen abgetrennten Arm.

Die Frau hatte vor Gericht ein umfangreiches Geständnis abgelegt. Die 46-Jährige sei schon in ihrer Jugend sexuell missbraucht und dadurch schwer traumatisiert worden, sagte Backen. Trotz ihrer Persönlichkeitsstörung und des hohen Alkoholkonsums sei sie aber voll schuldfähig.

Backen hatte die Frau bereits 1987 nach einem Überfall auf eine Hamburger Sparkasse zu einer Jugendstrafe mit Bewährung verurteilt: "Nie hätte ich vermutet, dass Sie Ihre Judokenntnisse dazu missbrauchen würden, einen alten Mann zu töten."

(dpa)
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