Trauerfeier für Bernd Eichinger "Sein Tod wirkt wie ein falscher Schnitt"

München (RPO). Zwei Wochen nach seinem Tod haben in München mehrere hundert Menschen bei einer Trauerfeier Abschied von Bernd Eichinger genommen. In der St.-Michael-Kirche in der Innenstadt waren neben Eichingers Witwe Katja und seiner Tochter Nina zahlreiche Prominente aus der deutschen Filmbranche erschienen. Der Trauergemeinde war die Fassungslosigkeit noch immer anzumerken.

Die Trauerfeier für Bernd Eichinger
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Es waren rote Teppiche, die ausgelegt wurden, wenn der Name Bernd Eichinger im Spiel war, und er die Filmprominenz wieder einmal um sich versammelte. Zwei Wochen nach dem Tod des Filmproduzenten mussten die Größen des deutschen Kinos diesmal einen schwarzen Teppich entlang gehen, um Abschied zu nehmen von einem Freund. Mehr als 1000 Menschen erwiesen Eichinger in einer ergreifenden Trauerfeier in München die letzte Ehre.

In die prachtvolle Renaissance-Kirche St. Michael in der Innenstadt waren unter anderen die Schauspieler Iris Berben, Hannelore Elsner, Thomas Kretschmann und Joachim Fuchsberger, der Moderator Thomas Gottschalk sowie die Regisseure Wim Wenders, Michael "Bully" Herbig und Sönke Wortmann gekommen. Auch das österreichische Entführungsopfer Natascha Kampusch, dessen Geschichte Eichinger zuletzt verfilmen wollte, war anwesend.

Vor dem Altarraum der Kirche war ein großes Porträt des Verstorbenen aufgestellt. Lächelnd war Eichinger darauf zu sehen - unmittelbar nach Entgegennahme der Ehren-Lola beim Deutschen Filmpreis im vergangenen April. Daneben stand seine Urne auf einem Steinsockel, der mit einem schwarzen Samttuch umhüllt war. Ein Herz aus roten Rosen lag davor mit den Worten: "Ein einziger Mensch fehlt und die Welt ist leer. Deine Mutter." Die knapp 90-jährige Ingeborg Eichinger saß, sichtlich von dem Verlust ihres Sohnes erschüttert, in der ersten Reihe.

Um 11 Uhr - als alle anderen Trauergäste saßen - betraten dann die beiden Frauen, die Eichinger neben seiner Mutter am nächsten standen, die voll besetzte Kirche: seine Witwe Katja und seine Tochter Nina Eichinger. Mit Rosensträußen gingen sie zum Foto Eichingers, legten ihre Blumen ab und nahmen Platz.

Eichinger, zu dessen Erfolgen unter anderem die Filme "Der Name der Rose", "Der Untergang" oder "Das Parfum" zählen, war am 24. Januar überraschend in Los Angeles mit 61 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Die erste Reaktion sei "gelähmtes Entsetzen" gewesen, sagte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) - einer von fünf Trauerrednern. Der Tod des Filmproduzenten sei in besonderer Weise unfassbar gewesen, "weil Bernd Eichinger uns allen unheimlich präsent gewesen ist - mit seiner Vitalität, mit seinem Tatendrang und seiner oft überschäumenden Lebensfreude".

Sein Name sei von der Geschichte des deutschen Films "überhaupt nicht mehr zu trennen". Ude hob auch Eichingers großes soziales Engagement hervor. Mit dem Hilfsprojekt "Artists for Kids" habe er vielen Kindern und Jugendlichen geholfen.

Im Sinne Eichingers war bei der Trauerfeier anstelle von Blumen und Kränzen auch um eine Spende für das Projekt gebeten worden. Einige Kränze umrahmten dennoch sein Foto - ein Gesteck aus Hunderten weißen Rosen mit den Worten "In ewiger Freundschaft" stammte von Regisseur Wolfgang Petersen, ein anderes von Grünen-Chefin Claudia Roth.

Bewegende Ansprachen hielten auch die Regisseure Uli Edel ("Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", "Der Baader Meinhof Komplex") und Tom Tykwer ("Das Parfum"), Filmproduzent Günter Rohrbach ("Das Boot"), sowie die Schauspielerin Martina Gedeck. Sie alle würdigten einen visionären Filmemacher voller Energie und einen engen, verlässlichen Freund.

Edel erinnerte an die Zeit, als sie sich vor 41 Jahren in München als Filmstudenten kennengelernt hatten. Eichinger habe damals ausgesehen wie ein Rockstar, mit langen Haaren, Koteletten, Cordanzug und habe sich John genannt. Anfangs habe er ihn nicht ausstehen können mit seinem "unverschämten Selbstbewusstsein und seiner ansteckenden Energie", doch dann seien sie schnell Freunde geworden.

"Du wolltest Filme zum Ereignis machen und bist selbst zum Ereignis geworden", betonte er und dankte "Johnny-Boy" für diese 41 Jahre Freundschaft. "Es ist ein unbegreiflicher Mist, mein Freund, dass ich dir jetzt auf Wiedersehen sagen muss", sagte Edel. Produzent Rohrbach fragte: "Musste das sein, Bernd? Ich bin 20 Jahre älter als Du, das hättest Du respektieren sollen." Weihnachten hätten sie noch über den Kampusch-Film gesprochen, zu dem Eichinger gerade das Drehbuch schrieb, und ein zweites Projekt - "Dein Opus Magnum" - wie Rohrbach es nannte - "von dem Du wolltest, dass es geheim bleibt". Auch bei Einwänden habe man bei Eichinger stets diesen "granatenen Willen gespürt".

Tykwer betonte: "Im Film würde Bernds Tod wirken wie ein falscher Schnitt", so als hätte der Filmvorführer vergessen, die letzen Rollen abzuspielen. Die Freundschaft zu Eichinger sei ein Geschenk gewesen, das dieser unglaublich vielen Menschen gemacht habe.

"Wen Bernd einmal auf dem Radar oder ins Herz geschlossen hatte, der blieb dort beheimatet" und das "ganz sicher auch in schweren und stürmischen Zeiten". Musikalisch umrahmt wurde die Messe unter anderem von einem großen Chor und einer Sopranistin. Gespielt wurde unter anderem das "Kyrie" von Felix Mendelssohn. Um Eichingers Liebe zu den Bergen zum Ausdruck zu bringen, jodelte sogar eine Interpretin.

Zum Abschluss der Trauerfeier folgte ein besonders bewegender Moment. Zu den Klängen des Beatles-Klassikers "Let It Be" gingen Katja und Nina Eichinger gemeinsam zur Urne mit den sterblichen Überresten des Produzenten und verließen mit ihr die Kirche, gefolgt von Eichingers Mutter, die gestützt wurde.

Alle Trauerredner hatten zuvor die besondere Beziehung Eichingers zu seiner Frau Katja hervorgehoben, die er Ende 2006 geheiratet hatte. Sie sei sein "Schutzengel" (Edel) gewesen, sein "Glücksgriff "(Tykwer). Die Urne sollte im engsten Familienkreis an einem noch nicht bekannten Ort beigesetzt werden.

(csi/felt)
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