Studie Der frühe Europäer hatte Sex mit Neandertalern

Paris · Kurz nach ihrer Ankunft in Europa sind einige Vertreter des modernen Menschen offenbar "Mischehen" mit Neandertalern eingegangen. Das fand eine am Montag im Magazin "Nature" veröffentlichte Studie heraus.

 Die entscheidenden Beweise für die Techtelmechtel zwischen Neandertalern und modernen Menschen fanden die Forscher im Unterkiefer eines Homo Sapiens.

Die entscheidenden Beweise für die Techtelmechtel zwischen Neandertalern und modernen Menschen fanden die Forscher im Unterkiefer eines Homo Sapiens.

Foto: dpa, kno vfd

Die Forscher - unter anderem vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig - analysierten den Unterkiefer eines Homo Sapiens, der vor etwa 40.000 Jahren in Europa lebte. Die Analyse ergab, dass Neandertaler zu seinen nicht allzu fernen genetischen Vorfahren gehört haben müssen.

Der Neandertaler tauchte vor 400.000 Jahren in Eurasien auf und starb vor etwa 35.000 Jahren aus. Der moderne Mensch breitete sich vor 45.000 bis 35.000 Jahren auf dem europäischen Kontinent aus.

Während ihrer Koexistenz haben die beiden Verwandten mitunter Gefallen aneinander gefunden: Schon frühere Studien fanden heraus, dass sie sich vermischten, die heutigen Menschen europäischer und asiatischer Herkunft haben etwa ein bis zwei Prozent des Neandertaler-Genoms geerbt.

Doch gingen die Forscher bislang davon aus, dass es vor 50.000 bis 60.000 Jahren im Nahen Osten zur Vermengung von Neandertaler und Homo Sapiens kam, also bevor der moderne Mensch auf seiner Wanderung von Afrika Asien und Europa erreichte.

Der Beweis, dass es auch auf europäischem Territorium zum Techtelmechtel der beiden Artverwandten kam, steckte im Unterkiefer eines Homo Sapiens, den Höhlenkletterer 2002 in der Oase-Höhle im Südwesten Rumäniens entdeckten. Das Skelett ist 37.000 bis 42.000 Jahre alt. Die DNA-Analyse des Fossils ergab, dass sechs bis neun Prozent des Genoms vom Neandertaler stammten.

"Ein hoher Prozentsatz, der nie zuvor nachgewiesen wurde", erklärte David Reich vom Howard-Hugues-Institut in den USA, ein Co-Autor der Studie. Die Forscher schlossen daraus, dass die Paarung mit einem Neandertaler nur "vier bis sechs Generationen" zurückgelegen haben konnte.

Allerdings war es nicht der Mann aus der Knochenhöhle, der uns ein wenig Erbgut des Neandertalers vermachte. "Er ähnelt den heutigen Europäern überhaupt nicht", erklärte Reich. "Er gehörte vielleicht zu einer Gruppe von Pionieren des Homo Sapiens, die nach Europa vorgedrungen sind, aber später von anderen Gruppen ersetzt wurden."

An der Studie waren neben den Forschern des Max-Planck-Instituts für Anthropologie auch Wissenschaftler von der chinesischen Akademie der Wissenschaften beteiligt.

(AFP)
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