Zu wenig Aufsichtspersonal Flüchtlinge als Bademeister gesucht

Düsseldorf · In den Schwimmbädern wird das Aufsichtspersonal knapp. Der Schwimmmeister-Verband und mehrere Parteien wollen jetzt geeignete Asylbewerber zu Bademeistern ausbilden.

 Aufgrund des Fachkräftemangels werden bereits vielerorts Bäder geschlossen, weil sonst die Sicherheit der Badegäste nicht mehr gewährleistet wäre.

Aufgrund des Fachkräftemangels werden bereits vielerorts Bäder geschlossen, weil sonst die Sicherheit der Badegäste nicht mehr gewährleistet wäre.

Foto: Christoph Reichwein

Der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister (BDS) will Flüchtlinge zu Schwimmmeistern ausbilden lassen. "Das ist eine integrative Maßnahme, von der alle profitieren würden", sagte BDS-Präsident Peter Harzheim unserer Redaktion. "Uns fehlen Fachkräfte. Darum wäre es fahrlässig, diese Ressourcen nicht zu nutzen", betonte der BDS-Chef. Außerdem könnten zum Schwimmmeister ausgebildete Flüchtlinge dazu beitragen, dass es in den Bädern seltener zu interkulturellen Konflikten kommt. "Oftmals ist es nämlich so, dass Frauen sich schon von einer Gruppe Migranten sexuell belästigt fühlen, nur weil diese sie anschauen. Solche Situationen könnten dann schneller entschärft werden", so der BDS-Präsident.

"Wäre eine tolle Sache"

Unterstützung kommt von der SPD und den Grünen. "Wenn das geht, wäre es eine tolle Sache. Es ist wichtig, den jungen Flüchtlingen eine Perspektive zu geben" , sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Ibrahim Yetim. "Wir haben zum einen seit Langem einen Mangel und brauchen dringend Nachwuchs. Zum anderen können Flüchtlinge als Vermittler in der interkulturellen Verständigung tätig werden", sagte Josefine Paul, stellvertretende Vorsitzende der Landtagsfraktion der Grünen. Zunächst müsse man aber sehen, dass die Flüchtlinge schwimmen können. "Deshalb müssen die bereits vorhandenen Angebote an Schwimmkursen ausgebaut werden", so Paul.

Auch die NRW-Linkspartei ist für Flüchtlinge als Schwimmmeister. "Menschen mit Mehrsprachigkeit können mögliche Missverständnisse schneller ausräumen. Da spricht nichts gegen", betonte die NRW-Landessprecherin der Linkspartei Özlem Demirel. Es sei völlig egal, welche Nationalität oder Hautfarbe ein Bademeister habe. Wichtig seien eine gute Ausbildung und eine anständige Entlohnung. Mit Blick auf die in jüngster Zeit bekannt gewordenen sexuellen Übergriffe in den Schwimmbädern forderte Demirel noch mehr Aufklärungsarbeit. "Generell muss in der Gesellschaft der Frau mehr Respekt entgegengebracht werden", sagte die Links-Politikerin.

"Ein Volk von Nichtschwimmern"

Aufgrund des Fachkräftemangels werden bereits vielerorts Bäder geschlossen, weil sonst die Sicherheit der Badegäste nicht mehr gewährleistet wäre. Laut BDS sind bundesweit rund 2500 Stellen unbesetzt, für die es kaum Bewerber gibt. In NRW ist besonders das Ruhrgebiet betroffen. Im Oberhausener Aquapark kann der Betrieb nur mit Mühe aufrecht gehalten werden. In Duisburg bleiben bereits die meisten Hallenbäder zu. "Wird die Entwicklung nicht gestoppt, werden wir ein Volk von Nichtschwimmern", warnt Harzheim.

Nach Angaben der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) gab es im vergangenen Jahr in Deutschland 488 Badetote - ein Viertel mehr als 2014. Die DLRG macht für diesen Anstieg auch die mehr als 400 Bäderschließungen verantwortlich, die es in den vergangenen Jahren gegeben hat. Aus Spargründen sollen aber noch Hunderte folgen. Inzwischen haben auch Schulen Probleme, noch Schwimmzeiten in Lehrbecken zu bekommen. Im ländlichen Raum gibt es schon längst Schulen, an denen kein Schwimmunterricht mehr erteilt wird. Bundesweit können nach Angaben des DLRG 45 Prozent aller Kinder nach dem Ende der Grundschule gar nicht oder nicht richtig schwimmen.

Beim Städte- und Gemeindebund heißt es, Bäder seien keine Pflichtleistungen der Kommunen. Deshalb fielen sie oft mit als Erstes dem Rotstift zum Opfer.

(csh)
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