Fragen und Antworten rund um Handys in Kinderhänden Smartphones schon für Schulanfänger?

Düsseldorf · Inzwischen hat jedes zweite Kind in Deutschland ein Handy. Sie telefonieren, surfen im Internet und schießen Fotos. Smartphones sind heute "multimediale Schweizer Taschenmesser". Den Umgang sollten Eltern mit Kindern trainieren.

In drei Wochen steht für viele Kinder in Nordrhein-Westfalen der Schulwechsel an. Damit ändert sich für viele auch die Länge von Schulweg und Schultag. Ein guter Moment also, um als Kind noch einmal nachzuhaken, ob es nicht Zeit für ein eigenes Handy wäre — immerhin sei man so im Notfall immer erreichbar. In vielen Haushalten dürfte neben Schulbüchern und Materialien daher bald ein Handy auf der Einkaufsliste stehen.

Doch vielen Eltern fällt die Entscheidung nicht leicht. Denn ein Handy bedeutet nicht nur Erreichbarkeit. Mit den heutigen Geräten bekommt das Kind nicht nur ein Telefon, sondern auch Kamera und Computer mit Internetzugang in die Hand. "Handys sind heute multimediale Schweizer Taschenmesser", sagt Matthias Felling, Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz und Medienpädagoge: "Das müssen sich Eltern immer bewusst machen. Viele sind deswegen auch verunsichert."

Der Experte rät, sich vor der Anschaffung mit dem Thema zu beschäftigen und sich folgende Fragen zu stellen.

Braucht mein Kind überhaupt ein Handy? Die Antwort des Kindes ist klar: Na logo, alle anderen haben schließlich auch eins. Matthias Felling kennt das Argument gut und verweist in solchen Fällen am liebsten auf Statistiken. Anfang der Woche erschien beispielsweise die aktuelle Kids-Verbraucheranalyse des Egmont Ehapa Verlags. Ihr zufolge besitzen von den knapp sechs Millionen Kindern in Deutschland zwischen sechs und 13 Jahren 51 Prozent kein Handy.

Wie sollten sich Eltern verhalten, wenn ihr Kind ein Handy bekommt? Viele junge Eltern sind mit digitalen Medien aufgewachsen und kennen sich aus. Sie sollten das Gerät mit ihren Kindern zusammen in Betrieb nehmen und die einzelnen Funktionen besprechen und kennenlernen, rät Matthias Felling. "Es ist wichtig, dass Kinder den richtigen Umgang mit Medien lernen." Dazu gehöre auch ein Gespür für die Kosten. Felling rät, Kinder daran zu beteiligen.

Gibt es spezielle Tarife für Kinder? Die Mobilfunkanbieter Vodafone, E-Plus und O2 haben keinen speziellen Kinder-Tarif im Programm. Kostenkontrolle gibt es für Eltern mit Prepaid-Karten, auf die ein Guthaben geladen wird, oder Flatrate-Tarifen. Die Telekom bietet zu Verträgen eine Combi-Card an, bei der kostenlose Anrufe zu einer Elternnummer möglich sind. Sie kann wie eine Prepaid-Karte mit einem monatlichen Budget aufgeladen werden. Bei allen Anbietern lassen sich kostenpflichtige Rufnummern und Premiumdienste sperren.

Welches Handy ist das richtige für mein Kind? Kinder wollen die Modelle, die sie auch von ihren Eltern, aus der Werbung oder von Freunden kennen. Apple, Samsung, Nokia, HTC — "Es gibt schon einen Markendruck", sagt Matthias Felling. Der Trend gehe daher klar weg vom Kinderhandy hin zu einer kindgerechten Einrichtung. Auf vielen Smartphones lässt sich diese manuell vornehmen. Außerdem gibt es inzwischen zahlreiche Apps, die für Kindersicherheit sorgen. Der Medienpädagoge rät jedoch, beim Handykauf auch auf die Strahlenwerte zu achten. Der sogenannte SAR-Wert des Gerätes sollte unter 0,7 W/kg liegen.

Wie kann ich ein Smartphone kindersicher machen? Für Smartphones mit Android-Betriebssystem hat Vodafone zu Beginn des Jahres die App "Vodafone Child Protect" herausgebracht. Diese ermöglicht es Eltern, das Smartphone sicher einzurichten. Ein Filter sorgt dafür, dass Kinder im Internet nur Zugriff auf altersgerechte Seiten haben. "Eltern können auch festlegen, mit welchen Kontakten Kinder kommunizieren können und einzelne Funktionen wie Internet oder Kamera abschalten", sagt Alexander Panczuk, Jugendschutzbeauftragter bei Vodafone: "Außerdem können sie Zeiträume festlegen, in denen das Smartphone nicht benutzt werden darf, wie etwa in der Schule." Einen 100-prozentigen Schutz könne jedoch keine App oder Sperre bieten.

Muss ich die Telefonnutzung meines Kindes anschließend trotzdem noch kontrollieren? Felling rät, Gespräche mit dem Kind zu führen und sich immer wieder zeigen zu lassen, was es mit dem Handy macht. Durchstöbern sollte man das Smartphone nicht. "Für viele Kinder ist es wie eine Art Tagebuch." Wichtig sei, Vertrauen aufzubauen, so dass den Kindern klar sei, dass Eltern Ansprechpartner sind, wenn sie beispielsweise verstörende Videos geschickt bekommen oder zweifelhafte Nachrichten. Auch Alexander Panczuk sagt: "Letztlich bleibt es zentral, dass Eltern mit Kindern über die bewusste Nutzung von Internet und Handy sprechen."

(RP)
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