Polizeiliche Statistik So kriminell ist Deutschland

Berlin · Die aktuelle Kriminalitätsstatistik verzeichnet einen deutlichen Anstieg der Straftaten durch Zuwanderer. Doch welche Personengruppen verbergen sich hinter diesen Angaben? Und welche Regionen sind besonders betroffen? Ein Überblick.

 Zm ersten Mal seit Jahren sind 2016 weniger Wohnungseinbrüche verzeichnet worden (Symbolfoto).

Zm ersten Mal seit Jahren sind 2016 weniger Wohnungseinbrüche verzeichnet worden (Symbolfoto).

Foto: dpa, cul bra fp gfh

Die gefühlte und tatsächliche Bedrohung durch Kriminalität prägt die eigenen Lebensgewohnheiten und vermag Wahlentscheidungen zu beeinflussen. Die von den Innenministern gelieferte Polizeiliche Kriminalitätsstatistik kann somit Gefühle bestätigen oder widerlegen.

Aber nur unter Einschränkungen: Es handelt sich bei dem jetzt in Berlin vorgelegten Zahlenwerk nicht um alle im Jahr 2016 verübten Straftaten, sondern um diejenigen, die die Polizei im vergangenen Jahr abschließend bearbeitet und an die Staatsanwaltschaft gab. Nahezu ein Viertel stammte aus den Vorjahren. Zugleich dauerte bei vielen 2016 registrierten Taten die Bearbeitung bei Jahresende an. Weitere wichtige Fragen:

Wie hat sich die Kriminalität insgesamt entwickelt?

Die Sechs-Millionen-Grenze wurde erneut überschritten. Die Polizei registrierte 6.372.526 Straftaten, das sind 0,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Lässt man alle Straftaten weg, die das Ausländerrecht betreffen, wie etwa illegale Einreisen, dann bleiben 5.884.815 Straftaten, was einem Rückgang um 0,7 Prozent entspricht. Da zugleich auch die Bevölkerung wuchs, sank die Kriminalitätsrate sogar von 7301 auf 7161 Fälle je 100.000 Einwohner.

Gibt es regionale Unterschiede?

Sehr starke sogar. Die größte Kriminalitätsbelastung hat Berlin mit 15.700 Straftaten je 100.000 Einwohnern, die niedrigste Bayern mit 4785. NRW liegt mit 8097 auf Rang fünf. Unter dem Durchschnitt der Kriminalitätsbelastung liegen auch Rheinland-Pfalz (6222) und Hessen (5904).

Wie belastet sind größere Städte?

In fast allen Städten über 200.000 Einwohnern übersteigt die Kriminalitätsbelastung den Bundesschnitt. Auf Berlin mit 15.700 Straftaten je 100.000 Einwohner folgen Hannover (15.080), Leipzig (14.787), Bremen (13.580), Frankfurt (13.234) und Köln (13.123). Dortmund liegt mit 12.756 auf Rang acht und Aachen rückt mit 12.227 unter die Top-Ten-Städte mit der größten Kriminalitätsrate. Unter den 22 großen Städten mit mehr als 10.000 Straftaten je 100.000 Einwohnern befinden sich neun aus NRW. Neben den schon genannten sind das Düsseldorf (11.686), Duisburg (10.955), Bonn (10.895), Wuppertal (10.528), Essen (10.478) und Krefeld (10.025).

Wie hoch ist die Aufklärung?

Mehr als die Hälfte der angezeigten Straftaten gilt nach der Polizeistatistik als aufgeklärt: 56,2 Prozent. Besonders hoch ist die Quote bei Mord und Totschlag mit 94,6 Prozent, besonders niedrig bei Diebstählen mit 14,6 Prozent.

Welche Entwicklung gibt es bei den Wohnungseinbrüchen?

Ein deutlicher Rückgang um 9,5 Prozent ist nach Darstellung von Innenminister Thomas de Maizière darauf zurückzuführen, dass das Zerschlagen internationaler Banden, der länderübergreifende Fahndungsdruck und die verstärkten Sicherheitsvorkehrungen Wirkung zeigten. Denn die Zahl der versuchten, aber gescheiterten Einbrüche habe sogar noch zugenommen.

Zusätzliche Wirkung verspricht sich der Minister zudem von schärferen Strafen, die eine intensivere Überwachung Verdächtiger ermöglichen. Allerdings vollzieht sich der Rückgang auf sehr hohem Niveau: 151.265 registrierte Einbrüche im vergangenen Jahr bedeuten lediglich eine Annäherung an die Zahlen vom vorvergangenen Jahr.

Welche Veränderungen fallen außerdem besonders auf?

Vor allem die Zunahme bei den Gewaltdelikten. Sie stiegen um 6,7 Prozent auf 193.542 Fälle. De Maizière beklagte eine weitgehende "Verrohung", die sich im Internet im verbalen Umgang zeige, dann aber besonders eklatant bei den gefährlichen und schweren Körperverletzung (plus 9,9 Prozent auf 140.033 Fälle). Hinter manchen Zahlen stecke auch eine größere Sensibilität in der Bevölkerung und eine wachsende Bereitschaft Betroffener, die Tat anzuzeigen.

Vor allem bei sexuellen Straftaten besteht laut de Maizière die Vermutung, dass mehr Taten vom Dunkelfeld ins Hellfeld kämen. Die Zunahme um 12,8 Prozent bei der Vergewaltigung und der sexuellen Nötigung (7919 Fälle) führe auch zu dem positiven Effekt, dass mehr Täter bestraft werden könnten.

Schlägt sich die Zuwanderung in der Kriminalitätsstatistik nieder?

Eindeutig ja. Die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen stieg von 555.820 auf 616.230. Der Anteil der Zuwanderer an allen Tatverdächtigen von 5,7 auf 8.6 Prozent. 30.699 der mutmaßlichen Täter waren Syrer, 17.466 Afghanen, 12.202 Iraker, 9882 Albaner, 8332 Algerier, 8266 Marokkaner, 7684 Serben, 7251 Iraner, 5039 Kosovaren und 4595 Somalier. Opfer der Gewalt durch Zuwanderer sind besonders häufig anderer Zuwanderer (80 Prozent).

Die Minister machen dafür die im vergangenen Jahr noch gegebene beengte Unterbringung mitverantwortlich und erwarten in diesem Punkt für die nächste Statistik eine deutlich Entspannung. In Sachsen sei ein Prozent der tatverdächtigen Zuwanderer für 40 Prozent der Taten verantwortlich, berichtete Innenminister Markus Ulbig. Schwerkriminelle hätten ihr Gastrecht verwirkt, unterstrich de Maizière.

Welchen Trend gibt es bei der politisch motivierten Kriminalität?

Einen gegenläufigen zwischen Rechts- und Linksextremismus. Politisch motivierte Gewalt von rechts stieg um 14,3 Prozent auf 1698 Taten, die von links sank um 24,2 Prozent auf 1702 Taten. Den stärksten Anstieg verzeichnete die Polizei von politisch motivierter Gewalt durch Ausländer um 73 Prozent auf 597 Taten. Bei den Körperverletzungen liegen rechtsextremistische Täter (1393 Fälle) nun deutlich vor linksextremistischen (916 Fälle). 471 Körperverletzungen wurden von extremistischen Ausländern verübt. Bei den Tötungsdelikten kamen sechs von links, 19 von rechts, 16 von Ausländern.

(may-)
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