In Großbritannien festgenommen Solinger Terror-Verdächtige sind Salafisten

Düsseldorf (RP). Die wegen der Planung von Anschlägen in Großbritannien festgenommenen Solinger waren im Visier der deutschen Ermittlungsbehörden. Die Männer gehören der salafistischen Szene Rhein-Wupper an.

Chronik des Al-Qaida-Terrors
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Foto: dapd

Die beiden zum Islam konvertierten Männer aus Solingen, die vergangenen Freitag bei der Einreise im südenglischen Dover unter Terrorverdacht festgenommen wurden, sind Salafisten. Das erklärte Mathilde Koller, Leiterin des Verfassungsschutzes NRW, auf Anfrage unserer Redaktion.

Die Salafisten streben einen Gottesstaat an, in dem das islamische Rechtssystem, die Scharia, gilt. Laut Verfassungsschutzbericht rechtfertigt der Salafismus Gewalt gegen "Ungläubige". Koller sagte: "Salafistische Gruppierungen sind nicht nur in NRW, sondern bundesweit Beobachtungsobjekte des Verfassungsschutzes."

"Auch im Großraum Rhein-Wupper wird durch die Sicherheitsbehörden die salafistische Szene, zu denen die beiden in England Festgenommenen gehören, beobachtet", erklärte die Verfassungsschutzchefin. "Seit vergangenem Jahr zeichnet es sich immer deutlicher ab, dass sich Angehörige der Szene intensiv darum bemühen, Wege ins islamische Ausland zu finden, um sich dem Dschihad anzuschließen", sagte Koller.

Deutsche Behörden informierten Briten

Ob die beiden Festgenommenen ebenfalls über England nach Pakistan reisen wollten, ist bislang unklar. Robert B. und Christian E. hatten Schriftstücke mit Titeln wie "39 Arten, den Heiligen Krieg zu unterstützen" im Gepäck. Die beiden Verdächtigen hatten das "Deutsch-Islamische Zentrum" in Solingen besucht. Wolf-Tilman Baumert, Sprecher der Staatsanwaltschaft in Wuppertal, schloss nicht aus, dass gegen andere Besucher der Einrichtung ermittelt wird.

Der 28-jährige Christian E. ist in der Moschee mit Wohnsitz gemeldet. Bislang war die versteckt liegende Moscheegemeinde nicht wegen islamistischer Tendenzen aufgefallen. Nach Informationen des CDU-Politikers Peter Biesenbach haben die deutschen Sicherheitsbehörden eng mit den britischen zusammengearbeitet. Demnach bekamen die Engländer den Hinweis, dass die beiden Solinger über Dover einreisen wollten. Bei der Passkontrolle wurden die Männer festgenommen.

In Deutschland habe man gegen die beiden nicht vorgehen können, weil sie sich nicht strafbar gemacht hätten, hieß es. In Großbritannien sind die Anti-Terror-Gesetze strenger. Dort reichen schon Verdachtsmomente für eine Festnahme aus.

Offen blieb, auf welche Weise Robert B. und Christian E. beobachtet wurden. Möglicherweise haben die Ermittler bei der Überwachung des E-Mail-Verkehrs von den Reiseplänen erfahren. In den vergangenen Jahren hat das Terrornetz al Qaida seine Rekrutierung in Deutschland verstärkt. Seit 2009 sollen mindestens 30 Islamisten aus der Bundesrepublik eine paramilitärische Ausbildung erhalten haben.

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