Der 90-Jährige lebt heute in Duisburg Staatsanwaltschaft klagt Ex-SS-Mann an

Duisburg (RPO). Wegen Mordes in 58 Fällen hat die Staatsanwaltschaft Dortmund Anklage gegen einen früheren SS-Mann erhoben. Der heute 90-jährige Rentner aus Duisburg soll im März 1945 an der Erschießung von 57 jüdischen Zwangsarbeitern teilgenommen haben.

 Der Bundesgerichtshof hat die Rechte von Autoherstellern gestärkt.

Der Bundesgerichtshof hat die Rechte von Autoherstellern gestärkt.

Foto: ddp, ddp

Außerdem stehe er im Verdacht, auf einem Marsch mit mehr als 100 Zwangsarbeitern einen Juden erschossen zu haben, der aus Erschöpfung nicht mehr weitergehen konnte, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Anklage der Zentralstelle für die Bearbeitung von nationalsozialistischen Massenverbrechen.

Das Handeln des Angeklagten sei von äußerst menschenverachtender Gesinnung geprägt gewesen, betonte die Staatsanwaltschaft. Er habe seine Oper im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie als minderwertig betrachtet.

Massenerschießung in Österreich

Die Massenerschießung soll sich am 29. März 1945 in Deutsch Schützen im heutigen Österreich zugetragen haben. Der Angeklagte - damals im Rang eines SS-Scharführers oder Oberscharführers - sei mit weiteren Mitgliedern der SS und der Hitlerjugend wenige Wochen vor dem Kriegsende übereingekommen, die jüdischen Zwangsarbeiter zu erschießen.

Die Opfer seien damals in mehreren Gruppen in ein Waldstück gebracht worden. Dort mussten sie laut Anklage ihre Wertsachen abgeben und sich in einem Graben niederknien. Dann seien sie vom Angeschuldigten und weiteren SS-Angehörigen von hinten erschossen worden.

Dem heute 90-Jährigen wird außerdem zur Last gelegt, am selben oder am darauffolgenden Tag einen erschöpften und nicht mehr gehfähigen jüdischen Zwangsarbeiter in der Nähe von Jabing im heutigen Österreich heimtückisch von hinten erschossen zu haben.

Das Landgericht Duisburg muss nun über die Eröffnung des Hauptverfahrens entscheiden. Eine wichtige Rolle bei der Entscheidung des Gerichts dürfte der Gesundheitszustand des 90-Jährigen spielen.

Weitere Verfahren in Aachen und München

Auch mehr als 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges beschäftigt die Aufarbeitung der Nazi-Gräueltaten noch immer die Justiz. Bereits seit Ende Oktober muss sich vor dem Aachener Landgericht der ehemalige SS-Mann Heinrich Boere verantworten. Der heute 88-jährige ehemalige SS-Mann soll 1944 in den Niederlanden drei Zivilisten erschossen haben.

Ende November wird voraussichtlich vor dem Münchner Landgericht außerdem der Prozess gegen den mutmaßlichen ehemaligen KZ-Aufseher John Demjanjuk beginnen. Der 89-Jährige soll an der Ermordung Tausender Juden im besetzten Polen beteiligt gewesen sein. Ihm wird Beihilfe zur Ermordung von mindestens 27.900 Juden vorgeworfen.

Als Wachmann im Vernichtungslager Sobibor soll er ukrainische Kriegsgefangene 1943 Männer, Frauen und Kinder von Zügen in Gaskammern getrieben haben. Demjanjuk bestreitet die Vorwürfe. Er lebte jahrzehntelang in den USA und wurde im Mai nach Deutschland abgeschoben.

(AP/csi)
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