Regelmäßig Grenzwerte überschritten Stadtluft macht krank

Berlin · Der Jahresbericht des Umweltbundesamts kommt zu ernüchternden Ergebnissen. Demnach werden in Deutschland regelmäßig Grenzwerte überschritten. Insgesamt aber gibt es einen positiven Trend.

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Foto: Andreas Bretz

In den städtischen Ballungsräumen Deutschlands bleibt die Belastung der Atemluft durch verschiedene Schadstoffe vielfach deutlich zu hoch. Problematisch sind vor allem Konzentrationen von Feinstaubpartikeln und Stickstoffdioxiden, die in Autoabgasen vorkommen. Aber auch Ozon tritt nach wie vor häufig in gesundheitsschädlichen Mengen auf. Das sind zentrale Ergebnisse des Jahresberichts 2014, den Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) gemeinsam mit dem Umweltbundesamt heute vorstellen wird.

Einmal pro Jahr präsentiert die zentrale deutsche Umweltbehörde ihre Publikation, in der sie Schwerpunkte des Umweltschutzes präsentiert. Im aktuellen Band liegt der Schwerpunkt auf Luftschadstoffen.

Demnach hat etwa die mittlere jährliche Belastung mit Stickstoffdioxid an rund zwei Dritteln aller verkehrsnahen Messstationen in Deutschland den EU-Grenzwert zum Teil deutlich überschritten, heißt es in dem Bericht, der unserer Zeitung vorab vorliegt.

Und auch beim Schadstoff Ozon gibt es keine guten Nachrichten: Die schärferen Luftstandards der Weltgesundheitsorganisation (WHO) schreiben einen Schwellenwert für die Ozonkonzentration vor, der hierzulande "flächendeckend überschritten" werde, so die Behörde in ihrem neuesten Papier. Und selbst der von der EU festgelegte, etwas schwächere Grenzwert wurde nach Erkenntnissen des Umweltbundesamts "im Jahr 2013 an 88 Tagen vielerorts nicht eingehalten".

Unterdessen bleibt Feinstaub zwar ein Hauptproblem der Städte, Messungen haben aber ergeben, dass die WHO-Grenzwerte für besonders feine Partikel mit einem Durchmesser von bis zu 2,5 Mikrometern (ein menschliches Haar ist etwa 70 Mikrometer stark) selbst in ländlichen Regionen der Republik überschritten werden.

Insgesamt lassen sich die Ergebnisse des Berichts zu diesen drei Schadstoffen daher als stagnierend zusammenfassen. So hat sich die Situation in Deutschland in den vergangenen Monaten und Jahren zwar nicht drastisch verschlechtert - aber bezogen auf Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon auch nicht deutlich verbessert.

Das Umweltbundesamt zählt die rund 30 Millionen in Ballungsräumen lebenden Deutschen zu der Gruppe, die am meisten von Luftschadstoffen belastet ist. Erwartungsgemäß gehört der Straßenverkehr zu den größten Verursachern von Stickstoffoxiden und Feinstaub. Doch nicht nur Abgase von Pkw und Lkw sind schuld daran, auch der Abrieb von Bremsen, Reifen und Straßenbelag erhöht die Luftverschmutzung, wie das Umweltbundesamt feststellt.

Und bezogen auf Stickstoffdioxid kommt die Behörde zu der Erkenntnis, dass, obwohl die EU die Abgasgrenzwerte für Stickstoffoxide verschärfte, der Stickstoffoxidausstoß durch Fahrzeuge innerörtlich kaum sank. Nachgerüstete Dieselrußpartikelfilter würden diesen Schadstoff nur unzureichend zurückhalten.

Das Umweltbundesamt ruft nach schärferen Emissionsgesetzen, auch wenn sich die Luftqualität in Deutschland generell gebessert habe. Es müsse aber noch mehr getan werden, um den angestrebten Schutz von Mensch und Umwelt zu erreichen. Das Amt sieht die Europäische Union auf einem guten Weg. In der EU werde über nationale Emissionshöchstgrenzen für das Jahr 2030 diskutiert. Unerlässlich sei aber, dass beschlossene Maßnahmen bis auf die lokale Ebene durchgesetzt würden.

(jd)
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