Schützenbund sieht sich "in eine Ecke gedrängt" Strengere Kontrolle von Waffengesetzen gefordert

Passau/Berlin (RPO). Nach dem Amoklauf von Winnenden werden die Rufe nach einer strengeren Anwendung der Waffengesetze lauter. In Deutschland würden "bei jeder Pommesbude Ölkontrollen durchgeführt", sagte der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt. Wer legal eine Waffe besitze, müsse dagegen nicht fürchten, dass deren ordnungsgemäße Aufbewahrung überprüft werde.

Reaktionen zum Amoklauf in Winnenden von Schülern und Lehrern
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Es reiche nicht, "nur bei den Waffenhändlern zu kontrollieren", fügte Wendt in der "Passauer Neuen Presse" hinzu. Für schärfere Gesetze sieht der Gewerkschaftschef keine Notwendigkeit. Zuerst müssten die Defizite beim Vollzug abgestellt sehen, sagte er.

Schärfere Kontrollen forderte auch Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn. "Hauptproblem beim Waffenrecht ist die mangelnde Kontrolle durch die Bundesländer", sagte er der "Passauer Neuen Presse". So lange die gesetzlichen Vorschriften nicht ausreichend kontrolliert würden, gingen "auch sinnvolle Verschärfungen des Waffenrechts ins Leere". Trotzdem sei fraglich, "warum jemand 15 Waffen zu Hause aufbewahren muss", fügte Kuhn hinzu. Jetzt seien vor allem die Schützenvereine gefragt. "Sie müssen sich aktiv ihrer Verantwortung stellen und dafür sorgen, dass die Waffen ihrer Mitglieder stets sicher verwahrt werden", forderte der Grünen-Politiker.

Der Vizepräsident des Deutschen Schützenbundes, Jürgen Kohlheim, sagte im ZDF-Morgenmagazin, trotz der Bemühungen der Schützenvereine könne "keine absolute Sicherheit" geschaffen werden. "Wir können menschliches Versagen im Einzelfall nicht ausschließen," fügte er hinzu. Die Schützenvereine seien sich ihrer moralischen Verantwortung jedoch bewusst und würden eine "gute soziale Kontrolle" ausüben. Diese werde ergänzt durch regelmäßige Kontrollen der Behörden, bei der mindestens alle drei Jahre die Zuverlässigkeit der Schützen geprüft werde. Die Sportschützen fühlten sich daher zu Unrecht in der derzeitigen öffentlichen Debatte "in eine Ecke gedrängt", in die sie nicht gehörten.

Ein Verbot, Waffen im legalen Besitz zu Hause aufzubewahren, lehnte Kohlheim ab. Schließlich würden Schützenvereinshäuser nicht ständig beaufsichtigt, so dass Kriminelle dort aufbewahrte Waffen relativ leicht klauen könnten. Er wies zudem darauf hin, dass Waffen nur in geeigneten Tresoren aufbewahrt werden dürften. Zur Mitgliedschaft von Kindern in Schützenvereinen sagte Kohlheim, Kinder dürften "erst ab zwölf Jahren" mit Einwilligung der Eltern und unter Aufsicht einer im Umgang mit Kindern befähigten Aufsichtsperson an Schießübungen teilnehmen.

Alle Informationen zum Amoklauf in Winnenden

(AFP)
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