Studie "Thüringen Monitor" Fast ein Viertel der Thüringer ist rechtsextrem eingestellt

Erfurt · Während die Behörden seit Oktober 2014 940 Straftaten bei der Pegida-Bewegung und ihren Ablegern gezählt haben, zeigt eine Studie, dass fast ein Viertel der Thüringer rechtsextrem eingestellt ist.

 Demonstranten des fremdenfeindlichen Thügida-Ablegers "Wir lieben Ostthüringen" stehen am 01.11.2015 in Rudolstadt.

Demonstranten des fremdenfeindlichen Thügida-Ablegers "Wir lieben Ostthüringen" stehen am 01.11.2015 in Rudolstadt.

Foto: dpa, mic cul

In dem am Dienstag vorgestellten "Thüringen Monitor" äußerten sich 24 Prozent der Bevölkerung entsprechend. Im vergangenen Jahr waren es 17 Prozent. "Das Eis, auf dem wir gehen, ist dünner geworden", sagte Autor und Soziologe Heinrich Best von der Uni Jena. Bei fremdenfeindlichen Haltungen sei jedoch nur ein leichter Anstieg zu beobachten.

Die Daten stammen vom Juni dieses Jahres, also bevor es den großen Zustrom von Flüchtlingen gab.

Vier von zehn Thüringern wollen keine Asylbewerberheime in unmittelbarer Nachbarschaft. Je kleiner der Ort, desto größer die Ablehnung. Außerdem finden 70 Prozent der Befragten nicht, dass der Staat Asylanträge großzügiger prüfen sollte. Jeder dritte würde an einer Demonstration gegen Ausländerfeindlichkeit teilnehmen. 61 Prozent würden das nicht tun. 23 Prozent schlossen nicht aus, an Protesten gegen Islamisierung teilzunehmen. In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Demonstrationen der fremdenfeindlichen Thügida-Bewegung.

Die Autoren werten die Zahlen als "Symptom einer Abwendung von einer politischen Ordnung und einem politischen Personal, der und dem man nicht zutraut, die Probleme der Zeit in einer die unterstellten nationalen Interessen wahrenden Weise zu lösen".

"Politisch motivierte Kriminalität rechts"

Unterdessen wurde bekannt, dass die Behörden 940 Straftaten bei der Pegida-Bewegung und ihren Ablegern seit Oktober 2014 gezählt haben. Das geht aus einer dem "Tagesspiegel" vorliegenden Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion hervor. 255 Taten werden dem Bereich "Politisch motivierte Kriminalität rechts" zugerechnet, heißt es darin weiter.

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Martina Renner, die die Anfrage gestellt hat, sagte dem "Tagesspiegel", die Zahlen würden "nur einen Ausschnitt der Realität" widerspiegeln. "Übergriffe auf Journalisten, Gegendemonstranten oder migrantisch aussehende Menschen, die auch nur zufällig in der Nähe solcher Veranstaltungen sind, werden komplett unterschlagen." Zweifellos hätten die Sicherheitsbehörden und Strafverfolger in Sachsen und darüber hinaus ein erhebliches Wahrnehmungsdefizit, so Renner weiter.

(felt/dpa/KNA)
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