Empörung in Niedersachsen Supermarkt erlässt Hausverbot für Asylbewerber

Neue Aufregung um Asylbewerber, diesmal im niedersächsischen Bramsche bei Osnabrück. Ein Supermarkt der Gruppe Philipps hatte Flüchtlingen aus Nicht-EU-Ländern Hausverbot erteilt.

Um die Bewohner des Flüchtlingsheims in Bramsche gibt es derzeit große Aufregung in Niedersachsen.

Um die Bewohner des Flüchtlingsheims in Bramsche gibt es derzeit große Aufregung in Niedersachsen.

Foto: dpa, Friso Gentsch

Der Innenminister bezeichnet den Vorfall als "beschämend".

Ein Schild am Eingang des Supermarktes wies in mehreren Sprachen darauf hin, dass in dem Markt ausschließlich EU-Bürger willkommen seien. Fotos zeigen Schrift in arabisch, persisch, albanisch und serbokroatisch. Nun schlägt landesweit Empörung hoch, die Firma Thomas Philipps hält sich zu dem Vorfall bedeckt.

Der Einkaufsmarkt war wegen Diebstahlsfällen zu dem Entschluss gekommen, den Asylbewerbern den Zutritt zu verwehren. Dies bestätigte der Leiter der Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge in Bramsche-Hesepe, Konrad Bramm. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur epd hatte ihm der Chef der zuständigen Sicherheitsfirma mitgeteilt, dass Bewohner seiner Einrichtung wegen zunehmender Diebstähle ab sofort keinen Zutritt mehr hätten.

Bramm reagierte empört und bezeichnete das Verhalten des Marktes als menschenverachtend. Derzeit leben nach seinen Angaben viele Großfamilien unter den gut 600 Bewohnern der Aufnahmestelle."Solange es keinen Nachweis gibt, dass unsere Bewohner dort stehlen, ist das eine unzulässige pauschale Vorverurteilung", sagte er der epd.

Auch Innenminister Boris Pistorius (SPD) verurteilte den Vorfall und bewertete den Zustand im NDR als "unzumutbar". Die pauschale Diskriminierung und Kriminalisierung von Flüchtlingen sei nicht hinnehmbar. Bramsches Bürgermeisterin Liesel Höltermann will sich laut NDR um ein Gespräch mit den Verantwortlichen des Unternehmens bemühen und äußerte Bedauern.

Sie werde sich dafür einsetzen, dass "jegliche Ungleichbehandlung umgehend beendet wird".
Der Druck zeigte bis zum späten Donnerstag offensichtlich Wirkung. Wie der NDR auf seiner Internetseite berichtet hat jemand das Schild inzwischen abgehängt. Dafür stünde jedoch nun ein Wachmann vor der Eingangstür.

Die Asyldiskussion hatte in den vergangenen Tagen vor allem durch Auseinandersetzungen um ein Heim in Berlin-Hellersdorf Nahrung erhalten, in dem seit Montag Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und vom Balkan untergebracht sind. Bei Protesten von Rechtsextremen und Gegendemonstranten an der Unterkunft gab es Zusammenstöße mit der Polizei.

(pst)
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