Kölner U-Bahn-Skandal Technikvorstand Reinarz soll gehen

Köln/Düsseldorf (RP). Das Vorstandsmitglied der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB), Walter Reinarz, bleibt bis auf weiteres im Amt. Mit Reinarz werde aber über eine Vertragsauflösung verhandelt, verlautete aus Unternehmenskreisen nach einer Sitzung des KVB-Aufsichtsrates am Montagabend. Reinarz habe signalisiert, an der Vertragsauflösung mitwirken zu wollen.

Kölner U-Bahngrube am Heumarkt
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Reinarz ist in die Kritik geraten, weil es beim U-Bahn-Bau in Köln zu Mängeln und Manipulationen gekommen war. Für Empörung in der Öffentlichkeit sorgte unter anderem der Umstand, dass sich die KVB als Bauherrin des Großprojekts quasi selbst beaufsichtigte. Zuständig dafür war Reinarz.

Wie es in Unternehmenskreisen weiter hieß, kann Reinarz nicht gekündigt werden, da ihm derzeit kein Verschulden nachzuweisen sei.

Der Mannheimer Baukonzern Bilfinger Berger will die Pfusch-Vorwürfe auf seinen Baustellen von unabhängigen Experten prüfen lassen. "Wir sind dabei, umfassend und schonungslos aufzuklären", sagte Vorstandschef Herbert Bodner gestern in Mannheim. Der Konzern setze daher zwei Kommissionen mit Experten der Uni Wuppertal und TU Kaiserslautern ein.

KVB-Anwalt legt Mandat nieder

Der Kölner Anwalt Norbert Gatzweiler ist nicht länger Anwalt der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB). Wie die Kölner Tageszeitung "Express" berichtet, hat Gatzweiler das Mandat niedergelegt. "Ich hatte Anlass dazu", sagte der Top-Strafverteidiger der Zeitung. Details nannte er nicht. Gatzweiler hatte das Unternehmen seit dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln vertreten.

Nach Informationen des "Express" soll vor allem KVB-Vorstandssprecher Jürgen Fenske mehrfach gegen den Rat des Anwalts gehandelt haben - vor allem, was die Außendarstellung und die Öffentlichkeitsarbeit angehe. "Dem kann ich nicht widersprechen", sagte der Anwalt der Zeitung.

Dabei ging es den Angaben zufolge offenbar auch darum, dass Fenske und die KVB eigene Mitarbeiter als mögliche Mitschuldige bezeichnet hatten, obwohl bisher selbst vonseiten der Staatsanwaltschaft noch nicht einmal ein entsprechender Verdacht geäußert wurde. Zudem soll es nach "Express"-Informationen auch Ärger über die Beauftragung einer Bonner Anwaltskanzlei gegeben haben, die den sogenannten Viererausschuss, ein Gremium des 20-köpfigen KVB-Aufsichtsrates, berät.

Erhebliche Kommunikationslücken

Laut einem Fachanwalt für Baurecht war es bei der Kontrolle der Bauaufsicht der Kölner U-Bahn zu erheblichen Kommunikationslücken zwischen den Verantwortlichen gekommen. Wer dafür die Schuld trägt, erklärte der Fachanwalt zunächst nicht.

Bei dem Einsturz des Stadtarchivs und zweier benachbarter Wohnhäuser waren am 3. März 2009 zwei Männer getötet und unzählige wertvolle Kulturgüter verschüttet worden. Als wahrscheinlichste Unglücksursache gelten Probleme beim U-Bahn-Bau in unmittelbarer Nähe.

Aufgrund der vermutlichen Unregelmäßigkeiten beim U-Bahn-Bau in Köln und Düsseldorf will der an den Projekten beteiligte Mannheimer Baukonzern Bilfinger Berger sein Qualitätsmanagement verbessern. Der Vorstand habe eine unabhängige Expertenkommission eingesetzt, um "mögliche Schwachstellen" bei der Qualitätskontrolle vor Ort aufzudecken und zu beseitigen, sagte Konzernchef Herbert Bodner am Montag in Mannheim. "Wir sind dabei, umfassend und schonungslos aufzuklären", betonte er.

(csr)
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