Sauerland-Gruppe Terror-Prozess hat begonnen
Düsseldorf (RPO). In Düsseldorf hat der Prozess gegen die mutmaßlichen Terroristen der Sauerland-Gruppe begonnen. Es ist einer der größten Islamistenprozesse der Republik. Die Bundesanwaltschaft wirft den zum Islam konvertierten Deutschen Fritz Gelowicz und Daniel Schneider, dem Deutsch-Türken Attila Selek und dem Türken Adem Yilmaz unter anderem Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, Vorbereitung eines Sprengstoffverbrechens sowie Verabredung zum Mord vor.
Als Mitglieder der "Islamischen Dschihad-Union" sollen sie Bombenanschläge auf US-Einrichtungen in Deutschland mit einem hochexplosiven Wasserstoffperoxid-Gemisch geplant haben. Der 23-jährige Schneider muss sich zudem wegen versuchten Mordes verantworten, weil er bei seiner Festnahme auf einen Polizisten geschossen haben soll.
Bundesanwaltschaft: Angeklagte wollten "Heiligen Krieg"
Die Männer wollten der Anklage zufolge mit ihren Anschlägen möglichst viele Opfer treffen und zogen als Ziele Gaststätten, Pubs, Diskotheken und Flughäfen in Betracht. Nach ihrer Ausbildung in einem pakistanischen Terrorcamp waren sie laut Anklage nach Deutschland zurückgekehrt, um selbst im "Heiligen Krieg" zu kämpfen.
Der 29-jährige Gelowicz gilt als Rädelsführer der Sauerland-Gruppe. Nach Auffassung der Bundesanwaltschaft soll er ab Dezember 2006 mit den Anschlagsvorbereitungen begonnen haben. Er kaufte demnach zwölf Fässer mit insgesamt 730 Kilogramm Wasserstoffperoxid-Lösung, die in einer Garage gelagert wurden.
Zugriff im Sauerland
Zusammen mit Schneider und dem 30-jährigen Yilmaz wurde Gelowicz im September 2007 in einer spektakulären Polizeiaktion in einem Ferienhaus im Sauerland festgenommen. Schon vor dem Zugriff hatten die Ermittler jedoch die Lösung gegen eine harmlose Ersatzflüssigkeit ausgetauscht, um jede Gefahr für die Bevölkerung auszuschließen. Der 24-jährige Selek wurde im November 2007 im anatolischen Konya gefasst und etwa ein Jahr später nach Deutschland ausgeliefert. Er soll für die Beschaffung der Sprengzünder verantwortlich gewesen sein.
Der 6. Strafsenat des Gerichts, der zuletzt im vergangenen Dezember den sogenannten Kofferbomber von Köln zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilte, hat zunächst 40 Prozesstage bis Ende August angesetzt. Beobachter rechnen allerdings mit einer deutlich längeren Verfahrensdauer. Den Angeklagten drohen Haftstrafen zwischen zehn Jahren und lebenslang.