Terrorprozess in Düsseldorf "Unzuverlässig und unglücklich" - Gericht beleuchtet Lebensläufe

Düsseldorf · Wie wird aus einem Wehrdienstverweigerer ein islamistischer Terrorist? Das Düsseldorfer Oberlandesgericht hat begonnen, die Lebensläufe vier mutmaßlicher Terroristen zu untersuchen.

Terrorprozess in Düsseldorf - Gericht beleuchtet Lebensläufe
Foto: dpa, mb cul mg jps

Im Prozess um geplante islamistische Terroranschläge im Rheinland hat das Düsseldorfer Oberlandesgericht begonnen, das Vorleben der Angeklagten zu beleuchten. So hat der mutmaßliche Terrorist Tayfun S. (24) aus Essen den Ermittlern zufolge einen frustrierenden Start ins Berufsleben erlebt. Nach seinem Hauptschulabschluss habe er das Berufskolleg abgebrochen.

Ein Jahr lang habe er dann eine Maßnahme für Jugendliche ohne Lehrstelle absolviert, berichtete eine Ermittlerin des Bundeskriminalamts am Montag vor Gericht. Tayfun S. habe als Leiharbeiter, Produktions- und Umzugshelfer gejobbt und seinen Zivildienst in einem Altenheim ebenfalls abgebrochen.

Die Leiterin des Altenheims habe ihn als "unzuverlässig und unglücklich" beschrieben. Er habe ständig gebetet und versucht, seine Kollegen zu seiner Form des islamischen Glaubens zu bekehren. Der Verteidiger von Tayfun S. fügte hinzu, sein Mandant habe seinen Zivildienst aus gesundheitlichen Gründen abbrechen müssen.

Um sich eine Wohnung einzurichten, habe er Wohngeld und Sozialleistungen bezogen, so die BKA-Ermittlerin. Zunächst hatte das Gericht versucht, die drei Geschwister und die Mutter des Angeklagten als erste Zeugen in dem Prozess zu vernehmen. Doch die Familienangehörigen beriefen sich auf ihr Schweigerecht.

Nach Erkenntnissen der Ermittler besuchte Tayfun S. Moscheen in Essen, Herne, Duisburg und Bonn. Außerdem besuchte er Islamseminare in Köln, Neuss, Herne und Kassel. Die vier Angeklagten hatten die Auskunft über ihre persönlichen Verhältnisse verweigert.

Der Hauptangeklagte Marco G. soll eine Bombe im Bonner Hauptbahnhof deponiert haben. Gemeinsam soll das Quartett danach einen Mordanschlag auf einen rechtsextremen Politiker in Leverkusen vorbereitet haben. Nach Ansicht der Verteidiger hatte es sich bei dem Sprengsatz in Bonn lediglich um eine Attrappe gehandelt.

(lnw)
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