Feuer im Chemiepark Marl Toter geborgen – Ursache weiter unklar

Marl · Nach dem Brand im Chemiepark Marl haben Rettungskräfte die Leiche eines Arbeiters geborgen. Wegen der hohen Temperaturen am Unglücksort hatten sie zunächst nicht zu dem Opfer gelangen können. Beim Unglück am Samstag zog ein weiterer Mann schwere Brandverletzungen zu. Die Ursache ist noch unklar.

Die Suche nach der Brandursache bis Sonntagnachmittag ergebnislos verlaufen. Eine Ermittlungskommission untersuche derzeit mit einem Sachverständigen die Unglücksstelle, sagte die Essener Staatsanwältin Elke Hinterberg. Erste Untersuchungsergebnisse erwartete sie für diesen Montag.

Ein Sprecher der Polizei teilte bereits am Morgen mit, der Tote sei durch Rettungskräfte aus der Anlage geholt worden. Am Samstagnachmittag stand fest: Der seit dem Unfall vermisste Arbeiter war tot. Wegen der hohen Temperaturen am Unglücksort war das vorher nicht möglich gewesen.

Bei Ausbruch des Feuer am Samstagmittag arbeiteten etwa 10 bis 15 Menschen in der Anlage. Ein weiterer Arbeiter erlitt schwere Brandverletzungen. Er wurde in eine Spezialklinik geflogen. Ein Feuerwehrmann wurde zudem mit leichen Bessuren am Knie verletzt. Der Betreiber der Chemieanlage spricht auf seiner Internetseite von einem Schwerverletzten, der sich zur Zeit in einer Spezialklinik befindet.

Polizei richtet Ermittlungskommission ein

Die Polizei hat inzwischen eine Ermittlungskommission eingerichtet, um die Brandursache zu klären. Am Sonntagmorgen lagen den Angaben zufolge aber noch keine Ergebnisse vor. Auch über die Höhe des Sachschadens gab es zunächst noch keine Erkenntnisse.

Wie der Betreiber des Industriegebiets erklärte, ereignete sich der Unfall auf dem Gelände der Firma Evonik Degussa. Dort wurde der Stoff Cyclododecatrien (CDT) verarbeitet. Der Rohstoff wird zur Herstellung diverser Kunststoffe benötigt.

Nach Ausbruch des Feuers um 13.40 Uhr in der riesigen Chemieanlage am Nordrand des Ruhrgebiets war eine pechschwarze Rauchwolke über Marl gezogen. Wenige Minuten nach der Explosion verbreiteten Augenzeugen über das Internet erste Videos und Bilder von der Rauchwolke über dem Industriegebiet. "Eine beängstigend schwarze Wolke war das", schrieb ein Anwohner im Internetauftritt der "Marler Zeitung". Die Polizei sprach von einer Gaswolke, die in Richtung Süden ziehe - über die wichtige West-Ost-Verbindung A2 hinaus. Die Anwohner wurden vorsorglich aufgefordert, die Fenster geschlossen zu halten. Eine Gesundheitsgefahr für die Anwohner habe aber nicht bestanden, hieß es später.

Drittgrößter Chemiepark Deutschlands

Die Chemieanlage ist nach Angaben des Betreibers Infracor der drittgrößte Chemiepark in Deutschland. In der von dem Unglück betroffenen Anlage stellt der Essener Spezialchemiekonzern Evonik ein Vorprodukt für die Kunststoffproduktion her. Dabei handle es sich um den Kohlenwasserstoff Butadien, sagte der Standortleiter des Chemieparks, Klaus-Dieter Juszak.

An dem Standort sind 10.000 Mitarbeiter beschäftigt. Das Gelände erstreckt sich über eine Fläche von 6,5 Quadratkilometern - so groß wie eine Kleinstadt. Die dort ansässigen 30 Unternehmen produzieren in etwa 100 Anlagen. Der Standort verfügt laut Infracor über 55 Kilometer Straßen und mehr als 100 Kilometer Gleise. Den letzten größeren Zwischenfall hatte es - bis Samstag - im Jahr 2006 gegeben. Damals kam es zu einer Verpuffung in einem Gebäude zur Produktion von Kunststoff-Vorprodukten.

Den letzten größeren Zwischenfall hatte es im Jahr 2006 gegeben. Damals kam es zu einer Verpuffung in einem Gebäude zur Produktion von Kunststoff-Vorprodukten.

(dpa)
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