Bayern Hochwasserlage in Triftern entspannt sich

Triftern · Die Hochwasserlage nach dem anhaltenden Dauerregen im niederbayerischen Triftern hat sich am Mittwoch gegen Abend wieder entspannt. Die meisten der Schüler, die stundenlang in einer Schule ausharren mussten, konnten wieder nach Hause. 50 Kinder werden noch in der Schule betreut.

Schwere Überschwemmungen im Landkreis Rottal-Inn
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"Das Wasser läuft zügig ab. Die Feuerwehren haben Zeit, die vollgelaufenen Keller leer zu pumpen", sagte der Einsatzleiter der örtlichen Wasserwacht, Hans Nothaft. Nach stundenlangem Dauerregen hatte sich ein kleiner Bach in einen fast 100 Meter breiten reißenden Strom entwickelt und zahlreiche Menschen in ihren Häusern überrascht.

Die Behörden hatten am Mittag Katastrophenalarm ausgelöst. "Wir haben etwa 40 Menschen mit Booten und Hubschraubern gerettet", erläuterte Nothaft. Jetzt gehe es darum, die Menschen, die in den Häusern ohne Strom auskommen müssen, zu versorgen.

In Triftern mussten zunächst rund 250 Kinder den Tag in der Turnhalle ausharren, weil die Zufahrtswege überspült waren. Etwa 50 davon waren am Abend weiterhin in der Mittelschule, sie wurden von 25 Erwachsenen betreut. Das Landratsamt korrigierte frühere Angaben, denen zufolge alle Kinder die Schule in Triftern bereits verlassen konnten. Wann die verbliebenen Kinder weggebracht werden können, sei noch nicht absehbar. "Die Betreuer sorgen für Verpflegung und Schlafgelegenheiten für die Kinder."

In Simbach stand das Wasser der Polizei zufolge meterhoch. Auch in Sachsen wurden Straßen überspült, während sich die Lage im Südwesten vorerst etwas entspannte. 32 Liter Regen pro Quadratmeter fielen binnen sechs Stunden allein in Pfarrkirchen bei Triftern.

"Das ist schon ein kräftiger Dauerregen", sagte der Meteorologe Volker Wünsche vom Deutschen Wetterdienst (DWD). "Es herrscht Land unter. Die Wassermassen kamen sehr schnell", hieß es von der Polizei. "Die Situation hat sich in den letzten Stunden dramatisch zugespitzt", sagte der Bürgermeister von Triftern, Walter Czech. Verletzte habe es bislang aber nicht gegeben.

Die Aussichten für die kommenden Tage bleiben trüb: Mindestens bis Sonntag werde sich die Gewitterluft in Deutschland halten, sagte der DWD-Meteorologe Simon Trippler. Unwetter könnte es in der Mitte, im Osten und im Norden geben. Aus Polen zog Tief "Friederike" herüber.

"Alles, was wir verfügbar haben, ist im Einsatz", teilte das Polizeipräsidium Niederbayern mit. Polizisten seien auch von Grenzübergängen nach Österreich abgezogen worden. Eine Brücke am Übergang zum österreichischen Braunau war komplett überspült.

Eine Schulklasse aus Augsburg wurde bei einem Bootsausflug auf dem Schwarzen Regen vom Unwetter überrascht. 20 Kinder strandeten auf einer Insel und mussten gerettet werden. Zwei Mädchen erlitten einen Schock und eine Unterkühlung. Eine Asylbewerberunterkunft in einer ehemaligen Turnhalle in Simbach musste geräumt werden. Lastwagenfahrer kletterten auf der Bundesstraße 12 auf die Dächer ihrer Fahrzeuge, weil sie Angst hatten, von den Fluten davongeschwemmt zu werden, wie Rettungskräfte berichteten.

Starkregen machte den Menschen auch in Hannover zu schaffen. In Leipzig standen zeitweise einige Straßen unter Wasser. "Die Kanalisation konnte die Wassermassen nicht schnell genug aufnehmen", sagte ein Feuerwehrsprecher. In einem Leipziger Krankenhaus musste die Feuerwehr Wasser aus der Notaufnahme abpumpen.

Die Bahnstrecke zwischen Dresden und Prag, die am Dienstag überspült worden war, wurde hingegen wieder für den Verkehr freigegeben. Der DWD warnte aber vor neuen Gewittern, Starkregen und Hagel im Osten.

Die Pegelstände an Rhein, Nahe und Mosel fielen nach einem sprunghaften Anstieg zu Wochenbeginn zunächst wieder. Das Hochwassermeldezentrum in Rheinland-Pfalz teilte am Mittwoch mit, dass an zahlreichen Messpunkten sinkende Pegel gemeldet worden seien. Allerdings ist auch dort in den kommenden Tagen mit weiterem Regen zu rechnen. Die Wetterlage war zu labil, um vorherzusagen, wo und in welchem Ausmaß der Wasserstand erneut klettern könnte.

In Baden-Württemberg, wo das Tief "Elvira" bereits am Sonntagabend schwere Verwüstungen angerichtet hatte, ging das Aufräumen weiter. Nach wie vor müssen Massen von Schlamm, Schutt und Trümmer beseitigt werden. Vier Menschen waren dort bei dem Unwetter ums Leben gekommen.

(dpa)
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