Ölpest im Golf von Mexiko US-Regierung droht BP mit Rauswurf bei Bekämpfung

Houston (RPO). Die US-Regierung ist massiv verärgert über den mangelnden Fortschritt des Erdölkonzerns BP beim Vorgehen gegen die Ölpest. Sie hat dem Konzern den Rauswurf angedroht. Zudem bezeichnete Innenminister Ken Salazar die Katastrophe als "existenzielle Krise" für den britischen Konzern. Unterdessen verliert die BP-Aktie an den Börsen erheblich an Wert.

Das Schweröl erreicht die Küsten
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BP lasse "Frist um Frist" bei seinen Bemühungen zum Verschluss des Bohrlochs vor der US-Küste verstreichen, sagte Salazar am Sonntag nach einem Besuch in der BP-Firmenzentrale in Houston. "Wenn wir herausfinden, dass sie nicht das tun, was sie vorgeben zu tun, dann werden wir BP in geeigneter Weise aus dem Weg drängen."

Dabei ließ Salazar offen, wann dies tatsächlich passieren oder was der Auslöser dafür sein könnte. Im übrigen habe sich BP bereit erklärt, mehr als die 75 Millionen Dollar zur Säuberung der US-Küsten zu bezahlen, die bislang im US-Gesetz als Höchstgrenze genannt sind.

Obama fordert Schadenersatz vom Konzern

"Dies ist eine existenzielle Krise für eines der größten Unternehmen der Welt", sagte der verärgerte Innenminister zudem. Er spielte damit offensichtlich auf die immensen Kosten an, die auf BP für Reinigungsarbeiten und Schadenersatz zukommen könnten. Experten zufolge geht es um Milliarden-Beträge.

US-Präsident Barack Obama hatte sich bereits am Samstag so scharf wie nie zuvor über das Unglück geäußert und von einem "Ausfall der Verantwortlichkeiten" gesprochen. Dabei hatte er namentlich BP genannt, aber auch die Firmen Haliburton und Transocean. "Wir werden die relevanten Firmen zur Verantwortung ziehen. Nicht nur dabei, die Fakten im Zusammengang mit dem Leck transparent zu machen, sondern auch dabei, das Leck zu schließen, die angerichteten Schäden zu reparieren und die Amerikaner auszuzahlen, die einen finanziellen Schaden erlitten haben."

Transocean ist ein Ölbohr-Konzern aus der Schweiz, den BP als Betreiber der gesunkenen Anlage angeheuert hatte. Der US-Konzern Haliburton hatte vor dem Unglück Zement-Arbeiten am Bohrloch vorgenommen. Bei einer Anhörung im US-Kongress Mitte Mai hatten sich die drei Firmen gegenseitig die Schuld für die Katastrophe gegeben.

Aktie bricht ein

Am Montag sind die Anleger aus den Aktien des britischen Konzerns geflüchtet. Die Titel brachen in London um bis zu 3,8 Prozent auf 487,50 Pence ein, womit sie im "Footsie" zu den größten Verlierern zählten.

BP soll Ausmaß der Katastrophe herunterspielen

Mitte April war im Golf von Mexiko die BP-Bohrplattform "Deepwater Horizon" nach einer Explosion gesunken. Seitdem strömen täglich große Mengen Öl aus dem Bohrloch in rund 1600 Metern Tiefe ins Meer. Anfangs war von etwa 160.000 Litern am Tag die Rede, später von rund 800.000 Litern. Einige Experten halten sogar eine weit größere Menge für wahrscheinlich.

Seit kurzem saugt BP Öl am Unglücksort ab. Zwischendurch war dabei von 5000 Barrel (159.000 Liter) pro Tag die Rede, am Sonntag sprach BP von aktuell 1360 Barrel. Es ist also völlig unklar, wieviel Öl weiter ins Meer strömt. BP versucht auch, das Loch zu schließen. Die Informationspolitik des Konzerns wurde zuletzt immer schärfer kritisiert. BP wird dabei auch vorgeworfen, das Ausmaß der Ölpest herunterzuspielen und zu vertuschen.

Ein Teil des ausgetretenen Öls ist offenbar unter der Meeresoberfläche, da eine gigantische Verschmutzung der US-Südküste bislang ausblieb. Gleichwohl sind bereits zahlreiche Naturschutzgebiete betroffen und Fachleute schließen nicht aus, dass Öl über Strömungen auch nach Florida, Kuba und die US-Ostküste kommt. Manche Experten gehen davon aus, dass die USA vor der größten Umweltkatastrophe ihrer Geschichte stehen.

Iran bietet USA Hilfe an

Was passieren würde, wenn die Regierung BP ausschließt, ist unklar. Die Regierung selbst könne das Problem nicht lösen, da die gesamte Technologie für einen Bohrloch-Verschluss bei BP und der Industrie liege, sagte der Chef der Küstenwache, Admiral Thad Allen, am Sonntag - bevor Salazar BP den Rauswurf androhte. Der wachsenden Kritik an dem BP-Chef Hayward schloss sich Allen nicht an. "Ich vertraue Tony Hayward. Wann immer ich mit ihm spreche, bekomme ich auch eine Antwort." Allen leitet für die USA die Maßnahmen im Kampf gegen das austretende Öl.

Unterdessen bot der Iran den USA am Sonntag erneut Hilfe an. Es sei keine große Sache, das Leck am Bohrloch zu schließen, sagte ein hochrangiger Manager der nationalen iranischen Ölbohr-Gesellschaft. Der Iran selbst habe damit schon zu tun gehabt, vor allem nach der Bombardierung von Ölplattformen während des Kriegs mit dem Irak in den 80er Jahren. Die USA werden die Hilfe aber kaum annehmen, sind sie doch im Dauerstreit mit dem Iran über dessen Atomprogramm.

Trotz der Ölpest schließt Präsident Obama weitere Bohrungen in der Tiefsee nicht aus, da der Golf von Mexiko für die US-Energieversorgung wichtig ist. Die Bohrungen in der Tiefe könnten aber nur fortgesetzt werden, wenn klar sei, dass sich ein solches Unglück nicht wiederhole, sagte er am Samstag.

(RTR/top)
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