Ermittler organisierte Spenden für rechte Szene V-Mann hatte Kontakt zu Neonazi-Terrorist

Hamburg · Ein früher als V-Mann für den Thüringischen Verfassungsschutz tätiger Rechtsextremist soll 1999 auch persönlich mit einem Mitglied des untergetauchten Zwickauer Neonazi-Trios telefoniert haben.

Neonazi-Terror: Die Chronologie der Morde
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Foto: dapd

Der Rechtsterrorist Uwe Böhnhardt habe den V-Mann Tino B. am 8. März 1999 um Hilfe gebeten, berichtete der "Spiegel" unter Berufung auf ein geheimes Gesprächsprotokoll des V-Manns. Dieser habe dem Verfassungsschutz aber erst "mit zeitlicher Verzögerung" von dem Gespräch mit dem damals bereits gesuchten Böhnhardt berichtet.

B. war früher unter dem Decknahmen "Otto" als Informant für den Verfassungsschutz tätig. Er soll nach Abtauchen des Neonazi-Trios von Böhnhardt und seinen Mittätern Uwe Mundlos und Beate Zschäpe Spendensammlungen in der Szene organisiert und mit rechtsextremen Gesinnungsfreunden aus Jena in Kontakt gestanden haben, die nach früheren Berichten wiederum direkten Zugang zu den Terroristen gehabt haben sollen.

Als "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) soll das Neonazi-Trio, das zuletzt in Zwickau lebte, zehn Morde, zwei Sprengstoffanschläge sowie Banküberfälle verübt haben. 1999 waren die drei bereits untergetaucht, die ihnen zur Last gelegte rechtsextremistische Mordserie begann 2000.

Vor einigen Tagen war bekanntgeworden, dass der Thüringer Verfassungsschutz dem untergetauchten Trio 1998 oder 1999 über Kontakt- und Mittelsleute Geld für neue Pässe zukommen lassen wollte.

Das Angebot sollte nach Angaben der Behörde ein Köder sein, um Hinweise auf Aufenthaltsort und Tarnnamen der gesuchten Verdächtigen zu erhalten. Der Plan sei aber gescheitert, weil ein Mittelsmann das Geld behalten habe. Nach einem Zeitungsbericht soll es sich bei dem V-Mann, der das Geldangebot in der Szene lancierte, um B. handeln.

(AFP)
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