Foodwatchs "Goldener Windbeutel" Verbraucher wählen Werbelüge des Jahres

Berlin · Alkoholfreies Bier mit Alkohol oder zuckersüße Tees für Kleinkinder: Verbraucher können wieder über die dreisteste Werbelüge abstimmen. Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch vergibt den "Goldenen Windbeutel".

Goldener Windbeutel 2012: Kandidaten und Gewinner
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"Goldener Windbeutel" 2012 geht an zuckersüßen Kindertee

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Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch vergibt auch in diesem Jahr ihren "Goldenen Windbeutel" für die dreisteste Werbelüge. Bis 18. Juni können Verbraucher auf der Internetseite www.abgespeist.de über fünf von Foodwatch ausgewählte Lebensmittel abstimmen, wie die Verbraucherschützer am Dienstag in Berlin mitteilten. Zur Wahl stehen eine Margarine, zwei Teesorten, Bier und Hackfleisch. Der "Goldene Windbeutel" wird 2012 zum vierten Mal vergeben.

Anliegen des Negativpreises ist es Foodwach zufolge, gemeinsam mit den Verbrauchern Druck auf die Lebensmittelindustrie auszuüben, damit diese ihre "irreführenden Werbepraktiken" aufgibt. Nominiert sind die Margarine Becel pro-activ von Unilever, Teekanne Landlust Mirabelle & Birne, Clausthaler Classic von Radeberger, Hipp Instant-Tees Früchte sowie Viva Vital Hackfleisch-Zubereitung mit pflanzlichem Eiweiß von Netto Marken-Discount.

Die Margarine werde trotz "völlig unklarer Langzeitfolgen" frei für jedermann im Supermarkt verkauft, monierten die Verbraucherschützer. Bei dem Teekanne-Produkt handele es sich "um einen Standard-Industrie-Früchtetee, der nur teurer verkauft wird".
Der Kindertee bringe es auf umgerechnet zweieinhalb Stück Würfelzucker pro 200-Milliliter-Tasse.

Das "alkoholfreie" Bier enthalte 0,45 Volumen-Prozent Alkohol, hieß es weiter. Beim Hackfleisch würden 30 Prozent Fleisch "durch billiges, mithilfe von Weizen schnittfest gemachtes Wasser" ersetzt.

Die bisherigen Gewinner des "Goldenen Windbeutels" waren Milch-Schnitte von Ferrero (2011), Monte Drink von Zott (2010) und Actimel von Danone (2009). Ferrero hatte den Preis im vergangenen Jahr abgelehnt: Es gebe keine Hinweise, dass die Verbraucher die Werbung als irreführend empfänden. Regelmäßig würden Marktforschungsstudien zu den eigenen Produkten und der Werbung durchgeführt, erklärte das Unternehmen.

Auf Tricks der Hersteller aufmerksam machen

Mit seiner Kampagnenseite abgespeist.de will Foodwatch eigenen Angaben zufolge auf Tricks und "legale Lügen" der Lebensmittelhersteller hinweisen. Seit ihrem Start Ende 2007 seien 37 Produkte vorgestellt worden. Zu jedem Produkt habe es eine E-Mail-Aktion gegeben. Mehr als 260.000 Verbraucherbeschwerden seien auf diesem Wege direkt bei den Herstellern eingegangen. Etwa 4.500-mal hätten Besucher von der Funktion Gebrauch gemacht, ein Produkt vorzuschlagen, von dem sie sich in die Irre geführt gesehen hätten, teilte die Organisation mit.

Foodwatch wurde im Oktober 2002 als eingetragener Verein mit Sitz in Berlin vom früheren Greenpeace-Chef Thilo Bode gegründet, der seither als Geschäftsführer fungiert.

(AFP)
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