Acht tote Säuglinge in Wallenfels Polizei nimmt Verdächtige fest

Wallenfels · Die Polizei hat im Fall der acht toten Säuglinge die mutmaßliche Mutter der mindestens acht toten Säuglinge festgenommen. Die 45-Jährige gelte als tatverdächtig, teilte ein Polizeisprecher am Freitagabend mit.

 Ein Mitarbeiter der Spurensicherung betritt das Haus, in dem die Leichen gefunden wurden.

Ein Mitarbeiter der Spurensicherung betritt das Haus, in dem die Leichen gefunden wurden.

Foto: ap

Alle sollen in Papiertücher oder Plastiktüten verpackt gewesen sein. Es dürfte sich um einen der schlimmsten Fälle in Deutschland oder sogar in Europa handeln.

Das Städtchen mitten im Frankenwald, in dem rund 2800 Menschen leben, ist ein anerkannter Erholungsort, man kann im Sommer Floßfahrten auf der Rodach buchen. Dass Polizei und Rechtsmediziner in der Nacht zuvor zu einem Großeinsatz ausgerückt waren, der solche grausige Funde hervorbrachte, ist nur schwer vorstellbar. Auch am Tag danach wirkt es anfangs noch sehr ruhig in dem Ort. Nur ein Kleinbus der Polizei parkt an der Hauptstraße. Erst nach und nach rücken Reporter und Kamerateams an. Auch die Anwohner wissen zunächst wenig. Die Familie, die in dem Haus gelebt habe, sei nett und anständig gewesen, sagt eine ältere Frau, die zwei Häuser weiter lebt. "Wir sind so geschockt", fügt sie noch hinzu.

Verbrechen über mehrere Jahre

Wie viele Babyleichen am Donnerstagnachmittag in dem Haus gefunden wurden, bleibt lange unklar, die Polizei hält sich bedeckt. Erst gegen Mittag folgt am Freitag die Mitteilung der Behörden, die dem Fall eine neue Dimension verleiht - acht tote Säuglinge würden derzeit in der Rechtsmedizin Erlangen obduziert. Möglicherweise seien es sogar noch mehr. Wann die Babys starben und warum, muss noch geklärt werden. Die Polizei geht aber davon aus, dass die Verbrechen wohl über mehrere Jahre begangenen worden sind.

Noch weiß niemand genau, was in dem Haus mitten im idyllischen Wallenfels geschah. Die Polizei sucht nach einer 45 Jahre alten Frau, die bis vor Kurzem in dem Anwesen lebte. Sie konnte bislang noch nicht angetroffen und befragt werden. Ob sie als dringend tatverdächtig gilt, wollte eine Polizeisprecherin zunächst nicht sagen: "Nach ihr wird zumindest gesucht als mögliche Mutter der Kinder." Auch die Vaterschaft müsse noch geklärt werden.

Nächste Woche erste Ergebnisse

Medien spekulieren über das familiäre Umfeld, es hieß, es sei zerrüttet. Der Bayerische Rundfunk berichtete, dass es sich bei den Bewohnern des Hauses um ein Paar handle, das schon aus früheren Ehen Kinder in die Beziehung mitgebracht haben soll.

Die gefundenen Körper werden obduziert. Die Untersuchungen der Rechtsmediziner sollen frühestens Anfang nächster Woche Aufschluss darüber geben, wie lange die Kinder bereits tot sind, welches Geschlecht sie haben und woran sie gestorben sind. Die Leichen seien in einem schlechten Zustand, hieß es. Mittlerweile wurde die Ermittlungsgruppe "Schlossberg" gegründet. "Es sind noch sehr viele Personen zu befragen, und es erfolgen auch weitere Durchsuchungsmaßnahmen", sagte die Polizeisprecherin dazu. Dabei soll vor allem das Anwesen selbst noch genauer unter die Lupe genommen werden. "Unter Umständen kommen auch noch andere Objekte dazu", so die Sprecherin. Es werde jetzt alles, was möglich ist, so zeitnah wie möglich geklärt.

Der Bürgermeister ringt um Fassung

Eine Anwohnerin hatte den Notruf gewählt, nachdem sie in der Wohnung die sterblichen Überreste eines Säuglings gefunden hatte. Daraufhin entdeckten die alarmierten Polizisten in einem Zimmer weitere Babyleichen. In welchem Verhältnis die Anruferin zu den Hausbewohnern steht, sagte die Polizei zunächst nicht. Die Kinderleichen sollen laut lokalen Medien in einer Sauna gefunden worden sein, die jedoch ausschließlich als Abstellraum genutzt wurde.

Bürgermeister Jens Korn (CSU) ringt um Fassung. Eine heile Welt habe man eigentlich im Ort. "Solche Themen kannten wir nur aus dem Fernseher." In Wallenfels sei die Ortsgemeinschaft intakt. Viele Bürger beschäftige deshalb die Frage, ob man diese Tragödie hätte verhindern können - etwa mit Hilfsangeboten. Außerdem sei es schwer zu begreifen, wie die Taten unentdeckt bleiben konnten. "Es herrscht Trauer in unserer Stadt um die Kinder, die nicht leben durften", sagt Korn.

(dpa/RP)
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