Vatertag-Special: Der moderne Mann Warum Männer keine Frauen sind

Düsseldorf · Am Vatertag werden nur selten Gedichte aufgesagt. Auch erklingen keine Lieder. Jedenfalls nicht von zarten Kinderstimmen. Blumen zählen wenig. Es sei denn, es handelt sich um die Blume auf einem frischgezapften Pils. Versuche, das zu ändern, waren und sind wohl zum Scheitern verurteilt.

Männer und Frauen: Unterschiede erklärt in Grafiken
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Kleine Unterschiede zwischen Männern und Frauen

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Foto: Anna Radowski

Den Vatertag verdanken wir Männer einer Frau. Das ist zwar nur die halbe Wahrheit. Aber ein gutes Alibi. Denn es war die Amerikanerin Sonora Louisa Dodd, die sich bereits 1910, als die Nation um die Einführung eines Muttertags rang, für einen Ehrentag für Väter starkmachte. Immerhin gab US-Präsident Calvin Coolidge schon 1924 eine entsprechende Empfehlung an die US-Bundesstaaten. Heute wird der Vatertag überall gefeiert. Sogar in Afghanistan.

Hierzulande ist der Vatertag kein offizieller Feiertag. Aber seit über 100 Jahren treffen sich in Deutschland nun schon Männer, um an Christi Himmelfahrt (seit 1934 gesetzlicher Feiertag) einen draufzumachen. Das Besondere: Sie müssen gar nicht mal Väter sein. Noch nicht einmal verheiratet. Altersgrenzen? Fehlanzeige. An diesem, dem 40. Tag nach Ostern, sind vom Jungspund bis zum Großväterchen alle unterwegs.

Männertag, Herrentag, Vatertag

In Nord- und Ostdeutschland heißt die Sause denn auch "Männertag" oder "Herrentag". Was dem Kern der Veranstaltung schon näher kommt. Denn historisch gesehen traf man sich an diesem Tag in freier Natur, um die Jüngeren feuchtfröhlich in die "Untugenden" des Mannseins einzuführen. Wir sprechen von Rauchen und Trinken.

So ist bei uns der Vatertag, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, häufig alles andere als eine Art Muttertag für Männer. Heißt: Gedichte werden in den seltensten Fällen aufgesagt, auch erklingen keine Lieder. Jedenfalls nicht von zarten Kinderstimmen. Blumen zählen ebenso wenig, es sei denn, es handelt sich um die Blume auf einem frischgezapften Pils. Der deutsche Vatertag folgt vielfach dem Motto: Bahn frei für Bier, Bollerwagen und ein paar beste Kumpels.

Grillen, Grölen, Panzerfahren

Nun ist diese herzlich-raue Verbundenheit, die unter Männern beim Grillen und Grölen oder neuerdings gar beim Panzerfahren in Brandenburg entstehen kann, nicht jedermanns Sache. Schon seit geraumer Zeit versuchen deshalb die Sensibleren im Lande immer wieder, den Vatertag als Familientag stärker in den Vordergrund zu rücken. So, wie es sich Sonora Louisa Dodd einst ausgedacht hatte.

Vor einigen Jahren etwa mahnte die damalige Familienministerin Ursula von der Leyen, die "traditionellen" Vatertagstouren doch einmal zu überdenken und lieber "begeistert" mit Kindern zu feiern. Zumal die Zahl der alkoholbedingten Verkehrsunfälle an Himmelfahrt leicht das Dreifache des Normalwerts erreicht.

Ratschläge gehen im Lärm des Tages unter

Doch bei jenen, die es betrifft, gehen solche Ratschläge in der Regel im Lärm des Tages unter. Oder sind am nächsten Morgen mit dem Rausch verdampft. Ganz sicher vergessen sind sie spätestens bis zum nächsten Jahr.

Fragt man Männer, was für sie im Leben zählt, dann steht "selbst zu bestimmen, was man tut", oft an erster Stelle. Für manche ist der Vatertag wahrscheinlich eines der letzten Refugien, wo dies noch gelingt. Passiert ohnehin bei nicht wenigen nur einmal im Jahr. Kann aber ein ganzes Jahr lang für das Gefühl sorgen: An Vatertagen wie diesen...

Und die Frauen dieser Männer? Die meisten gehen damit weise um und halten sich an den Rat der großen Schauspielerin Marlene Dietrich: "Die meisten Frauen setzen alles daran, einen Mann zu ändern. Und wenn sie ihn dann geändert haben, mögen sie ihn nicht mehr."

Unser Special zum Vatertag:

(RP)
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