Attentat auf Berliner Weihnachtsmarkt Amri hatte weitere Anschlagsziele im Visier

Berlin · Anis Amri soll in der Hauptstadt auch den Alexanderplatz und den Bereich am Berliner Dom als mögliche Anschlagziele im Visier gehabt haben. Offenbar hatte der Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz seine Tat bereits bei der Einreise nach Deutschland geplant.

Mit diesem Bild war Amri zur Fahndung ausgeschrieben worden.

Mit diesem Bild war Amri zur Fahndung ausgeschrieben worden.

Foto: BKA

Der Tunesier Amri soll insgesamt vier Mal den Weihnachtsmarkt auf dem Alexanderplatz - zuletzt nur wenige Stunden vor dem Anschlag - an der Gedächtniskirche inspiziert haben. Das berichten die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND).

Auf Amris Handy, das er am Tatort zurückließ, seien Selfies gespeichert, die den späteren Attentäter im Lustgarten vor dem Berliner Dom zeigen. Die Ermittler kämen zu dem Schluss, dass der stark frequentierte Bereich vor der Kirche als mögliches Anschlagsziel ein ähnliches Profil wie der Breitscheidplatz und der Alexanderplatz aufweist.

Der Tunesier Amri war am 19. Dezember 2016 auf dem Berliner Breitscheidplatz mit einem gekaperten Lastwagen in den dortigen Weihnachtsmarkt gerast. Er tötete zwölf Menschen, 67 weitere wurden verletzt. Auf der Flucht wurde Amri von der Polizei in Italien erschossen.

Die "Berliner Zeitung" berichtete, eigene Recherchen legten nahe, dass Amri seine Tat im Auftrag der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) schon plante, als er nach Deutschland kam. Er habe dieses Vorhaben "mit dem Wissen der Behörden" bis zuletzt verfolgt und schließlich in die Tat umgesetzt. Ein von den Behörden dem IS zugerechneter Islamist habe Amri bei seiner Einreise begleitet.

Amri habe von Anfang an in direktem Kontakt mit IS-Extremisten in Libyen gestanden und direkte Instruktionen erhalten, berichtete die Zeitung. Bereits im Dezember 2015 habe sich Amri im Internet darüber informiert, wie er Menschen töten könnte.

Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele sagte der "Berliner Zeitung", die Behörden hätten schon im Februar 2016 Kenntnis über konkrete Anschlagspläne Amris gehabt, über die er sich in abgehörten Chats mit libyschen IS-Kämpfern ausgetauscht habe. "Das Bundeskriminalamt kannte diese Protokolle", sagte Ströbele dem Blatt.

Er halte es "für sehr wahrscheinlich, dass Amris Kontakte nach Libyen einen besonders hohen Wert für ausländische Nachrichtendienste hatten", fügte Ströbele hinzu. Damals hätten die USA einen Angriff gegen IS-Kämpfer in Libyen geplant. Amris Kontakte in das Gebiet hätten Standortdaten seiner Kontaktleute geliefert.

Bereits zuvor waren mehrere Pannen beim Umgang der deutschen Behörden mit dem als islamistischem Gefährder eingestuften Amri bekannt geworden.

(laha)
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