Düsseldorf Weitere Leichenteile beigesetzt

Düsseldorf · Germanwings-Hinterbliebene kritisieren die Graböffnung kurz vorm Jahrestag.

 Die Absturzstelle in Frankreich.

Die Absturzstelle in Frankreich.

Foto: dpa, bl fpt mbk fpt

Kurz vor dem ersten Jahrestag des Germanwings-Absturzes soll das Gemeinschaftsgrab an der Unglücksstelle in den französischen Alpen wieder geöffnet werden. Bei Arbeiten waren weitere menschliche Überreste gefunden worden, die noch nicht für die Bestattung freigegeben waren. Diese sollen schon morgen auf richterliche Anordnung in das Massengrab in dem französischen Alpendorf Le Vernet gelegt werden.

Die Angehörigen erfuhren nach Informationen unserer Redaktion erst vorgestern Abend von der Graböffnung. "Ich ärgere mich, dass wir vor vollendete Tatsachen gestellt werden", sagte ein Hinterbliebener. "Viele aus unserer Gruppe finden es nicht gut, dass kurz vor dem Jahrestag die Wunden auf diese Weise wieder aufgerissen werden. Das ist unbegreiflich", betonte er.

Einige Angehörige fliegen deswegen heute auf Kosten der Lufthansa an die Unglücksstelle. Im vergangenen Juli waren auf dem Friedhof von Le Vernet die sterblichen Überreste beigesetzt worden, die sich nicht mehr einzelnen Opfern zuordnen ließen.

Der Germanwings-Copilot Andreas Lubitz hatte den Airbus A 320 am 24. März 2015 absichtlich zum Absturz gebracht. Alle 150 Menschen an Bord kamen ums Leben. Konsequenz aus der Germanwings-Katastrophe fordert die französische Untersuchungsbehörde BEA routinemäßige Überprüfungen bei Piloten-Ausfällen.

Unter den Todesopfern waren auch 16 Schüler und zwei Lehrerinnen eines Gymnasiums aus Haltern am See. Sie waren auf dem Rückflug von einem Schüleraustausch in Spanien. Nach Angaben von Lufthansa haben die Angehörigen am 24. März die Möglichkeit, am Unglücksort Abschied zu nehmen. Am Jahrestag ist eine Gedenkfeier in Le Vernet vorgesehen.

Gestern Abend um 20.50 Uhr landete die Maschine aus Barcelona, mit der Schüler des Halterner Joseph-König-Gymnasiums von ihrer Reise zurückkehren wollten, am Airport Köln/Bonn. Sie waren zum Schüleraustausch in Spanien gewesen. Die Gruppe flog wieder mit Germanwings - aus praktischen Gründen. Zielort war diesmal aber nicht Düsseldorf wie vor einem Jahr, um Parallelen zum Unglücksflug zu vermeiden. Von Köln aus ging es mit dem Bus ins nördliche Ruhrgebiet.

Auf dem Hinflug sei die Gruppe im Flugzeug gut betreut worden, sagte Schulleiter Ulrich Wessel dem Radiosender WDR2. "Es ist eigens Personal mitgeflogen, um zum Beispiel bei auftretenden Turbulenzen die Schüler aufzuklären, was das ist." Die Schule in Llinars del Vallès hatte eine eigene Gedenkstätte errichtet. Diese wurde nun neu gestaltet. Die Neueröffnung fand am ersten Tag des Austauschs im Beisein der Gruppe aus Haltern statt. "Das waren sehr bewegende Momente", sagte Wessel. Trotzdem sei es für die Schüler nach seiner Beobachtung "wirklich eine ganz normale Fahrt" gewesen.

(csh)
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