Heiligabend Weltkindertag

Kinder haben es nicht leicht in der heutigen Welt. Nicht einmal in unserer ach so aufgeschlossenen, toleranten Gesellschaft. Da fehlt es schon im nachbarschaftlichen Alltag oftmals am Verständnis für die spielenden, manchmal geräuschvoll tobenden "Blagen". Somit führt der Unmut über die "Belästigung" zu immer enger werdenden Spiel-Räumen für kindliche Unbeschwertheit.

Heiligabend: Weltkindertag
Foto: RP, Martin Ferl

Einmal im Jahr scheint dies anders zu sein. Zu Weihnachten sind glückliche Kinderaugen traditionell eingeplanter Teil des Festprogramms. Die Erwachsenen - als Betreuer im Alltag oftmals überfordert - geben jetzt ihr Bestes (im Schnitt 129 Euro für Geschenke) und versammeln Kind und Kegel unterm Tannenbaum. Vorbild ist die "Heilige Familie". Vater, Mutter und 1,41 Kinder (so der statistische Wert) eifern "Maria, Josef und dem Kind in der Krippe" nach. Dabei ist das Vater-Mutter-Kind-Ensemble eine Sozialstruktur, die es so in Deutschland immer seltener gibt.

Der windschiefe Stall (mit Ochs und Esel) bietet Anschauungsmaterial für eine armselige, aber womöglich heile(re) Welt mit einer Grundzufriedenheit, die uns Deutschen abgeht. Unsere Kinder spüren das. Sie fühlen sich - trotz des anerkannten Wohlstands - deutlich unwohler als ihre Altersgenossen in den europäischen Nachbarländern. Ihre Wünsche sind (jenseits vom iPhone 6) auf Kommunikation und Verständnis angelegt. Sie wünschen sich das, was sie in der Krippe zu sehen glauben: Das Glück der Geborgenheit im "Wir"!

Die Botschaft dieser Tage muss über die Forderung nach grundgesetzlichem Schutz der Kinderrechte hinausgehen, wiewohl Kinder Schutz brauchen - vor Vernachlässigung und Misshandlung, vor Übergriffen und Gängelung. (Selbstverständlichkeiten, wie man meinen möchte.) Was Kinder aber grundsätzlich haben müssen, ist das Gefühl, willkommen zu sein. Überall - besonders aber in der eigenen Familie.

Im Deutschland des 21. Jahrhunderts wäre Maria womöglich vor der Mutterschaft zurückgeschreckt. Sie hätte vor der Frage gestanden, ob sie den Anforderungen eines Kindes gerecht werden kann, ob es die Rahmenbedingungen überhaupt zulassen. Denn anders als zu Christi Geburt ist die Entscheidung für oder gegen ein Kind heutzutage oft davon abhängig, ob die (berufstätige) Frau glaubt, eine gute Mutter sein zu können.

Jede vierte junge Frau zweifelt an der Befähigung für diese Doppelrolle - und bleibt kinderlos. Kinderkriegen erhöht zudem das Armutsrisiko - vor allem dann, wenn sich die Frau als Alleinerziehende ums Kind kümmern muss. Gleichzeitig sind "arme" Eltern besonders bemüht, den Bedürfnissen ihrer Kinder gerecht zu werden. Das hat für die meisten bedürftigen Mütter und Väter oberste Priorität. Eine schwierige Aufgabe: Liegt doch der wesentliche Schwerpunkt nicht auf "erkaufter" Zufriedenheit im materiellen Sinne, sondern auf der einfühlsamen Schaffung von Geborgenheit für die kindliche Seele.

War Maria eine gute Mutter? Sicher. So beschreibt sie das Evangelium. Fürsorglich und begleitend. So ließ sie einen über die Jahrtausende strahlenden Stern aufgehen, als Jesus Christus zur Welt kam. Daran erinnern wir an Heiligabend - dem "christlichen Weltkindertag". Gott als wehrloses Kind. Was für ein richtungsweisender Gedanke!

Kinder brauchen Schutz. Und sie haben ein Anrecht auf Liebe und Freiheit. Auf unsere offenen Arme und unsere unbedingte Hilfe. Besonders, wenn sie mit ihrer Familie aus ihrer Heimat flüchten mussten! Denn die Kinder sind unsere Zukunft. Egal, woher sie kommen! Sie haben einen Anspruch auf unsere christliche Fürsorge. Unabhängig davon, woran sie oder ihre Eltern glauben.

Weihnacht, im eigentlichen Sinne, ist das Fest der Ankunft. Des herzlichen Willkommens. Das Fest der offenen Arme! Es muss von Herzen kommen und überzeugend klingen, wenn wir singen: "Ihr Kinderlein kommet...!"

(tho)
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