Gefahr für Autofahrer Wildunfälle nehmen drastisch zu

Berlin · Im vergangenen Jahr kamen durch Unfälle mit Wildtieren 2249 Menschen zu Schaden. Die Häufigkeit der schweren Wildunfälle wurde bislang unterschätzt. Denn auch der Bestand der Wildtiere stieg an.

 Im Jahr 2012 kam es zu 258.000 Unfällen mit Wildtieren.

Im Jahr 2012 kam es zu 258.000 Unfällen mit Wildtieren.

Foto: sp-x/adac

Wenn im Scheinwerferlicht plötzlich ein Reh oder ein Wildschwein auftaucht, ist das auch für den Autofahrer gefährlich: Im vergangenen Jahr kamen 2249 Menschen durch Wildunfälle zu Schaden, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen-Fraktion hervorgeht. Die meisten Wildunfälle ereignen sich auf Landstraßen, gefolgt von Kreis- und Bundesstraßen.

Die Zahl der Unfälle mit Wildtieren insgesamt ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Nach Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) kam es allein im Jahr 2012 zu 258.000 Unfällen mit Wildtieren. Das waren zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor. Schadenssumme: 583 Millionen Euro. Damit verursachen Wildtierunfälle die zweithöchste Schadensumme nach Glasbruchschäden.

Die Bundesregierung listet in ihrer Statistik nur die schwerwiegenden Unfälle und die mit Personenschaden auf, die auch polizeilich gemeldet wurden. Dadurch kommt sie auf nur 2601 Fälle. Die große Masse der Unfälle regeln die Fahrzeughalter direkt mit ihrer Versicherung, ohne die Polizei einzuschalten. Der GDV weist darauf hin, dass Schäden am eigenen Fahrzeug durch "Haarwild" wie Wildschweine und Rehe mit einer Teilkasko-Versicherung abgedeckt seien. Einige Versicherer hätten ihren Schutz sogar auf alle Wirbeltiere ausgeweitet. Wer den Schaden geltend machen will, muss Fotos der angefahrenen Tiere und der Schäden am Auto einreichen.

Die steigende Zahl der Unfälle mit Wild ist insbesondere durch die wachsende Population der Tiere zu erklären. "Durch den vermehrten Maisanbau leben die Wildschweine wie im Schlaraffenland", sagt Andreas Kinser, Wildtierexperte der Deutschen Wildtierstiftung. Derzeit lebten in Deutschland so viele Wildschweine wie nie zuvor. Er verwies darauf, dass die Jäger in Deutschland alle drei bis vier Jahre eine "neue Rekordstrecke" schießen würden. Mit Strecke ist die Zahl der Tiere gemeint, die in einer Saison geschossen werden. Grundsätzliches Ziel der Jäger ist es, die Populationen der Wildtiere auf dem Bestand zu erhalten. Sie vermehren sich dennoch.

Wenn das Auto mit Wild zusammenstößt
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Zum Schutz von Mensch und Tier vor Wildunfällen gibt es nach Angaben der Bundesregierung nur wenige wirksame Mittel. Dazu zählen Zäune und Überquerungshilfen, beispielsweise kleine Brücken, die das Wild nutzen kann. Auch Warnanlagen, wie es sie zwischen Goch und Kranenburg an der B 504 gibt, gelten als wirksam. "Die Akzeptanz der Anlagen bei der Bevölkerung ist sehr hoch, da die Anlagen nur bei Gefahr eine Geschwindigkeitsbegrenzung auslösen", heißt es in der Antwort der Bundesregierung.

Umstritten sei hingegen, ob optische und akustische Reflektoren, Duftbarrieren und ein Freischneiden vom Grün am Straßenrand, die Tiere davon abhält auf die Fahrbahn zu laufen. Dass solche Maßnahmen wirksam sind, konnte bislang nicht nachgewiesen werden.

Der ADAC-Test zur Tiersicherung im Auto
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Aus Sicht der Grünen tut die Bundesregierung nicht genug zum Schutz vor Wildunfällen. "Im Bundeshaushalt wird für die Maßnahmenfinanzierung kein Geld durch einen eigenen Haushaltstitel zur Verfügung gestellt", kritisiert Matthias Gastel, Verkehrsexperte der Grünen-Fraktion im Bundestag. Das bedeute, dass die Maßnahmen zur Vermeidung von Wildunfällen "aus dem gleichen Topf wie Um- und Ausbaumaßnahmen im Straßenverkehr" finanziert werden müssten und in Folge mit diesen konkurrierten.

(qua)
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