Nach Amoklauf in den USA Wird jetzt das deutsche Waffenrecht verschärft?

Passau (RPO). Der Amoklauf an einer Universität in den USA hat auch in Deutschland eine Debatte um eine Verschärfung des Waffenrechts entfacht. Besonders der Internethandel mit Pistolen und Gewehren könnte auf den Prüfstand geraten. Auch ein mögliches Verbot von Killerspielen wird wieder diskutiert.

Mehr als 30 Tote bei Amoklauf
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Foto: AP

"Wir müssen prüfen, ob gesetzlich etwas geschehen muss, um den Handel mit Waffen im Internet zu beschränken", sagte CSU-Innenpolitiker Stephan Mayer der "Passauer Neuen Presse". Der anonyme Internethandel sei "die Achillesferse" des ansonsten angemessenen Waffenrechts. CDU-Innenexperte Reinhard Grindel plädiert für ein Verbot so genannter "Anscheinwaffen". Dies seien täuschend echte Kopien automatischer Kriegswaffen.

Der außenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Jürgen Trittin, hält dagegen das "relativ restriktive" Waffenrecht für ausreichend: "Das eigentliche Problem ist das liberale Schusswaffenrecht in den USA. Dort besteht Handlungsbedarf", sagte Trittin.

In Deutschland war das Waffengesetz nach dem Amoklauf eines Erfurter Schülers 2002 bereits geändert worden: Großkalibrige Waffen dürfen mit wenigen Ausnahmen nicht mehr an unter 21-Jährige verkauft werden.

Eine weitere Verschärfung hält auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) nicht für notwendig. Stattdessen müssten die bestehenden Regeln eingehalten werden, fordert GdP-Vorsitzender Konrad Freiberg. Viele Sportschützen würden ihre Waffen nicht ordnungsgemäß in verschlossenen Waffenschränken aufbewahren. Die GdP fordert ein bundeseinheitliches Waffenregister. Wenn die Waffenhalter in einer zentralen Datei festgehalten wären, könnten Polizisten bei Einsätzen informiert werden, ob eine Person ein Waffeninhaber sei.

Klaus Jansen, Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, verlangt ein schärferes Vorgehen gegen illegalen Waffenhandel: "Auf dem Schwarzmarkt werden Waffen etwa aus dem früheren Jugoslawien zu Taschengeldpreisen gehandelt."

SPD-Generalsekretär Hubertus Heil fordert im Hinblick auf die Ereignisse in den USA, die Prävention zu verstärken. "Die Gesellschaft muss stärker ein Auge auf psychische Notsituationen haben, in die junge Menschen geraten können", sagte er der "Passauer Neuen Presse". "Deshalb müssen wir an unseren Schulen sozialpädagogische und psychologische Angebote ausbauen und verstärken."

Der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Christian Pfeiffer, fordert, die Verbreitung von Killerspielen unter Strafe zu stellen. Ihm bereite große Sorge, "dass sich vor allem männliche Jugendliche systematisch desensibilisieren durch Computerspiele, die Tötungsarien vorzeichnen", sagte Pfeiffer der "Passauer Neuen Presse".

Er plädiere deshalb für ein Werbe- und Verkaufsverbot von gewaltwaltverherrlichenden Computerspielen. "Für Spiele mit extremen Gewaltexzessen wie ,Der Pate', bei denen aggressives Töten mit Punkten belohnt wird, brauchen wir sogar ein strafrechtliches Verbot", fügte Pfeiffer hinzu. Schärfere Waffengesetze lehnt er ab: "Wir haben ein gutes Waffenrecht."

(afp)
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