Chemie-Brand in Worringen Wurden erhöhte Schadstoffwerte verschwiegen?

Köln (RPO). Bei dem Großbrand im Chemiewerk Ineos vor zwei Wochen im Kölner Stadtteil Worringen hat nach Angaben der Stadt für die Bevölkerung möglicherweise ein erhöhtes Krebsrisiko bestanden. Derzeit werde daran gearbeitet, das Risiko durch das ausgetretene giftige Acrylnitril zu quantifizieren, sagte der Leiter des Gesundheitsamtes Jan Leidel am Mittwoch in Köln.

März 2008: Großbrand bei Ineos in Dormagen
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Nach Informationen des WDR soll die Feuerwehr in der Umgebung des Chemiewerks zeitweise Luftbelastungen gemessen haben, die die sogenannte technische Richtlinie für die krebserregende Chemikalie Acrylnitril um das Siebenfache überschritten.

In den Tagen nach dem Brand hatten die Ineos-Werksleitung und die zuständigen Behörden allerdings erklärt, dass Grenzwerte nur geringfügig überschritten worden seien. Leidel erklärte am Mittwoch, es gebe keine Schwelle, unter der gar kein Risiko mehr bestehe. Insgesamt seien die Erhöhungen sehr geringfügig gewesen. Entscheidend sei ein Grenzwert von 35 ppm (Teile pro Million), bei dessen Überschreitung es schwerwiegende Beeinträchtigungen geben könne. "Diese Werte sind aber nie gemessen worden", betonte er.

Man habe lediglich tagsüber zwei Mal einen Wert von 18 ppm am Rand eines Wohngebiets und in der Nacht 20 ppm unmittelbar am Unglücksort gemessen. Es wäre "weder fachmännisch noch verantwortungsvoll" gewesen, diese Werte zur Grundlage von Entscheidungen wie etwa einer Evakuierung der Bevölkerung zu machen. Eine unmittelbare Vergiftungsgefahr direkt nach dem Unglück habe nicht bestanden.

Am 17. März war eine giftige Rauchwolke über Köln hinweggezogen, nachdem im Chemiewerk Ineos ein 3000-Kubikmeter-Tank mit Acrylnitril in Flammen aufging. Tags darauf waren die Bewohner im Kölner Stadtteil Worringen aufgerufen worden Fenster und Türen verschlossen zu halten und ihren Aufenthalt im Freien zu begrenzen.

Bei dem Brand war nach Firmenangaben ein Sachschaden von bis zu 20 Millionen Euro entstanden. Das Feuer war im Bereich einer Ethylen-Pipeline ausgebrochen. Um die Schadstoffbelastung der Luft festzustellen, waren Messwagen unterwegs. Oberhalb der Grenzwerte, betonte damals der Einsatzleiter der Kölner Feuerwehr, Johannes Feyrer, seien keine Schadstoffe nachgewiesen worden. Ein Rettungshubschrauber nahm ebenfalls Messungen vor.

(afp2)
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